Inhaltsangabe

Dieses Buch ist in zwei Hauptabschnitte (Kapitel) gegliedert.

Kapitel 1 beschäftigt sich mit dem Sinn des Spielens, dem Tennistraining im Besonderen, den psychologischen Prozessen im Spiel und im Training, sowie den Lösungsmöglichkeiten. Kapitel 2 beinhaltet "sportliche Leistung", Verhaltensweisen in Mannschaftssportarten, das Zusammenspiel von Sportler und Schiedsrichter, sowie Möglichkeiten zur Problemlösung.

Kapitel 1

  • Der Sinn des Spielens
  • Sport und Psychologie
  • Der ideale Trainer
  • Trainingsmethodik und Psychologie
  • Vom Lehren und Lernen

Kapitel 2

  • Leistung
  • Schiedsrichter,Regeln und Hilfsmittel
  • Fußball und Handball
  • Zuschauer
  • Rekorde und danach?
„Die Qualität deiner Ziele bestimmt die Qualität deiner Zukunft.“
– Verfasser*in unbekannt

Der Weg des Sports

Ein Buch von Otto Jaeger

Es ist viel über Sport und seine Facetten geredet und geschrieben worden. Es gibt Bücher über die besten Sportler, die besten Trainingsmethoden, die gesündeste Ernährung usw. Seit Jahren macht man sich Gedanken darüber, was im Kopf eines Sportlers vorgeht, während er eine Leistung erbringt. Dabei wird eine ganze Palette von Möglichkeiten erforscht und beschrieben.

Als interessierter Zuschauer aller Arten von Sportereignissen (insbesondere von Mannschaftssportarten und Tennis) beschäftigt mich vor allem, wie Sportler in Situationen reagieren, wo die Unterschiede der Verhaltensweisen in verschiedenen Mannschaftssportarten sind und wie und was eine Bewusstseinsänderung bewirken kann.

Ich bin selbst als Trainer tätig und trage Verantwortung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, denen ich versuche Tennis beizubringen. Diese Aufgabe ist faszinierend und begeistert mich immer wieder aufs Neue, weil ich merke, dass ich von jedem Anfänger oder Fortgeschrittenen erst etwas lernen muss, sei es in Trainingsmethodik oder in psychologischer Hinsicht. Jeder Schüler reagiert anders, so dass auch der Umgang und die Methodik immer wieder variieren, was für mich das Interessanteste am Trainerberuf ist.

So ist es für mich nur logisch, sich hier eingehend mit Trainingsmethoden im Tennis, den psychologischen Auswirkungen im Spiel, den Verhaltensweisen von Spieler und den Lösungsmöglichkeiten zu beschäftigen. Es ist mir ein Bedürfnis, meine bisherigen Erfahrungen niederzuschreiben und ich hoffe, dass es auch anderen Spielern Anregungen gibt.

Dieses Buch soll auch Achtung sein vor einer sportlichen Leistung, die von denjenigen erbracht wurde, die nicht in die Schlagzeilen kommen werden.

„Sorge gut für deinen Körper. Es ist der einzige Ort, den du zum Leben hast.“
– Jim Rohn, US-amerikanischer Motivationstrainer

„Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem kleinen Schritt.“
– Laotse, chinesischer Philosoph

Otto Jaeger

Meine Trainerkarriere begann in 1970 mit der Übungsleiterlizenz des Deutschen Tennis Bundes (DTB).

Seit dieser Zeit bin ich auch in Köln als Trainer und Jugendwart beim ESV Olympia Köln tätig. Seit 1983 bin ich Inhaber der B-Lizenz des DTB.

In den 1980 er Jahren begann ich mich intensiver mit Tennis und Psychologie zu beschäftigen. Schon damals habe ich dieses Manuskript auf den Weg gebracht. Nach mehr als zwei Jahrzehnten der Ruhephase, begann ich in 2013 mich wieder mit dem Thema zu beschäftigen. Als ich mein altes Manuskript las und feststellte, dass die damaligen Themen auch heute noch genau so aktuell wie früher sind, beschloss ich einiges zu aktualisieren und es öffentlich zu machen.

Bedanken möchte ich mich vor allem bei Freunden und Verwandten, die mir Tipps und Ratschläge gegeben haben, um das Buch zu verbessern.



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Otto Jaeger
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„Fit zu sein ist kein Ziel, es ist eine Lebenshaltung.“
– Verfasser*in unbekannt

Der Weg des Sports

Kapitel 1

1. Der Sinn des Spielens

Grundsätzlich liegt in der Ausübung einer Sportart kein besonderer Sinn, denn sie erfolgt ausschließlich freiwillig, keiner wird gezwungen, einen Sport zu betreiben. Durch Sport wird man nicht besonders weise, man löst keine Rätsel der Natur, wird im Regelfall nicht besonders reich und auch nicht satt. Zum überwiegenden Teil wird Sport betrieben,weil es gesund ist und als Ausgleich nach der Arbeit.

Man hört oft, dass er Spaß machen soll. Aber wie ist es denn in der Realität mit dem Spaß? Da Sport angeblich eine der schönsten Nebensachen der Welt ist, müsste man eigentlich den Spaß auch als Hauptmotivation annehmen. Aber wenn ich so sehe, wie sich bei Spielen, gleichgültig ob bei Turnieren oder Trainingsspielen, Profis wie Amateure sich auf dem Platz ärgern, dann kann das keinen Spaß machen. Kann ich nur dann Freude empfinden, wenn ich immer gewinne, oder kann ich mich nicht auch freuen, wenn der Partner einen guten Ball schlägt oder eine gelungene Aktion stattfindet? .

Immer wieder beobachtet man, dass sich Spieler selbst beschimpfen und Wutausbrüche ins Spiel kommen. Darin kann doch nicht der Sinn des Spielens liegen.

Jetzt könnte man einwenden, dass keiner auf den Platz geht, um sich zu ärgern, sondern um zu gewinnen, darin liegt der Sinn des Spielens. Man könnte hier differenzieren zwischen Spielern, die einen oder zwei Sätze spielen, gar kein Punktspiel machen, oder Turniertennis spielen . In allen Fällen sollte meiner Meinung nach die Freude am Spiel die Hauptmotivation sein. Ärgern ist eine normale menschliche Reaktion, die einfach geschieht, aber warum ?

Ich habe oft bei einigen Freunden beobachtet, dass der Ärger schon losgeht, wenn sie den allerersten Schlag nicht über das Netz bringen. Sobald ich das Spielfeld betrete, sollte ich wissen, dass ich Fehler machen werde, aber viele können nicht damit umgehen. Ich muss lernen, meine Fehler zu akzeptieren, mit ihnen zu leben. Dies wäre der erste Schritt zu einem ausgeglicheneren Spieler, der wirklich Spaß am Spiel haben kann. Nach einer Theorie von Abraham Maslow sind die meisten Menschen "Defizit motiviert“,dies bedeutet, sie werden durch Mangel befriedigt.Tritt dieser Mangel nicht ein, so wird er künstlich herbeigeführt. Ausdruck der Defizitmotivation sind ja verbale Angriffe gegen sich selbst.

Wir alle kennen sie ja: Ich spiele so schlecht wie' nie, ich habe immer Pech, alles was ich mache, geht daneben. Oder auch in anderen Bereichen: Ich bin zu ungeschickt eine Tasse richtig hinzustellen, wenn sie auf den Boden gefallen ist. '

Der eine ärgert sich beim ersten Fehlschlag, der andere nicht. So unterschiedlich wie die Spielfähigkeiten sind auch die Verhaltensweisen bei einem Fehlschlag.

Positives Denken ist ein gutes Schlagwort, nur sollte es vielleicht anders definiert werden. Man kann nicht aus jedem Missgeschick, was einem passiert, mental etwas Günstiges machen und dann versuchen, daran zu glauben. Wenn ich mir einen Arm breche, so ist das nicht positiv. Positiv wäre es, sich zu überlegen, wie es dazu kam und wie ich beim nächsten Mal so etwas vermeiden kann. Positiv Denken bedeutet für mich nicht nur die nahe liegenden zwei Möglichkeiten von gut und schlecht zu sehen, sondern nach Alternativen suchen, die weitere Lösungsmöglichkeiten eröffnen, denn es gibt oft mehr als nur zwei Lösungen.

Hier kommen wir zum Thema Wertungsneutralität. Ich muss versuchen, die spontane emotionale Erstbewertung zu objektivieren, nicht alles,was auf den ersten Blick für mich positiv oder negativ erscheint, muss auch tatsächlich so sein. Kreativität innerhalb der vorhandenen Lösungsmöglichkeiten, Bereitschaft zum Dialog, Kompromissbereitschaft, Wertschätzung und Achtung vor dem anderen und seiner Meinung, das ist meiner Meinung nach positives Denken.

Spielen soll ein Kampf in erster Linie gegen sich selbst sein, um seine Leistungsgrenze zu erfahren. Wenn man dies erreicht hat, so ist das Ziel einer Sportart auch erreicht, unabhängig davon, ob der Sieg. errungen wurde.

Ziel des Sports ist zuerst der Vergleich, der eventuelle Sieg ist das Resultat aus diesem Vergleich.

Habe ich meine größtmögliche Leistung erbracht und bin nicht Erster, so habe ich mein Ziel trotzdem erreicht. Auch dann bin ich mit meiner Leistung zufrieden, nur war der andere besser.

Dies zu akzeptieren fällt vielen Sportlern schwer, so suchen sie nach Ausreden für eine Niederlage. Entweder waren es die äußeren Bedingungen oder die Schiedsrichter, selten eine gute Leistung des Gegners oder eine eigene schlechte Leistung. Es reicht nicht aus, nur Verlierer sein zu können, man muss auch ein guter Verlierer sein, das heißt ein ehrlicher Verlierer. Verlieren will gelernt sein, denn keiner wird gut und zum Gewinner ohne Niederlagen. Ziele können sich im Verlauf eines Tennisspieles verändern und neu modifiziert werden. Nach einem hoch verlorenem 1. Satz kann man weiter machen wie bisher, oder versuchen, Veränderungen vorzunehmen, um das Spiel in eine andere Richtung zu lenken. Es ist ein Unterschied, ob ich als Nr. 300 gegen die Nummer 1 spiele, oder als Nr.2 gegen die Nr. 1. Somit ist die Zielrichtung anders, hier kann das realistische Ziel der Nr. 300 nicht der Sieg sein.

Um einen Spieler als Trainer beurteilen zu können, muss er ihn beobachten, wenn er verliert, und nicht, wenn er gewinnt. Bei einer sich anbahnenden Niederlage werden die Mängel eines Spielers sichtbar und nicht bei einem Sieger. Zuerst muss der Grund für eine Niederlage bei sich selbst gesucht werden, denn dort ist sie fast immer zu finden. Die äußeren Bedingungen sind für alle gleich, nur wird der eine besser damit fertig als der andere. Somit liegt es nicht an den Bedingungen, sondern daran, wie der Spieler damit umzugehen weiß. Dies gilt für alle Zielgruppen, denn bei unterschiedlichen sportlichen Fähigkeiten können doch alle ein gemeinsames sportliches Ziel haben. Auch alle angesprochenen Punkte, wie positives Denken, mentales Training und Defizitmotivation sind nicht auf Leistungssportler beschränkt, ob ich in der Weltspitze oder in der Kreisklasse spiele, der Kopf arbeitet immer mit.



2. Sport und Psychologie

Natürlich wird die Psychologie auch im Sport genutzt, aber wozu in erster Linie? Da ist vom psychologischen Vorteil die Rede, wenn es um Heimspiele geht, von der Zuschauermenge, dem frühen Tor, dem ersten Break, dem glücklichen Netzroller usw. Dies sind alles Faktoren, die den Spieler beeindrucken und nervös machen können.

Sie können ihn stimulieren, aber auch verunsichern je nachdem, wie seine mentale Stärke ist. Der eine ist glücklich, der andere deprimiert, den einen beflügelt es und den anderen lähmt es. Wie auch immer die Reaktion ausfällt, sie ist psychisch bedingt, und der außen stehende Trainer oder Coach wird versuchen, die Spieler in ihrer positiven Einstellung zu halten oder im anderen Fall seine Schützlinge aufzubauen und neu zu motivieren. Das ist angewandte Psychologie in der heutigen Zeit.

Um die tatsächlichen Möglichkeiten' der Psychologie ausnutzen zu können, muss damit auch schon im Training begonnen werden. Damit verstehe ich nicht das Aufbauen von Feindbildern und Hinweisen, wie ich den Gegner am besten oder unfairsten in seinen Möglichkeiten behindere, sondern die Fähigkeit, meine Spieler mental so vorzubereiten, dass er auch in Stresssituationen innerlich ruhig bleibt, also erst gar keinen unnötigen Stress aufkommen lässt.

Hier ein Beispiel aus dem Tennissport. Ich kann beim Training fast jede Spielsituation simulieren, aber ich kann keinen Satz- oder Matchball trainieren, weil die besondere Anspannung und Atmosphäre nicht hergestellt werden kann. Hoffnungen oder Ängste können einen Spieler in dieser Situation belasten, und davon kann ihn der Trainer in diesem Moment nicht befreien. Er ist allein auf dem Platz und muss mit seinen Emotionen fertig werden. Hier setzt ein psychologisches Training ein. Trainierbar ist die Fähigkeit verstärkter Konzentration, des Abschaltens von unerwünschten Emotionen und im Hier und Jetzt sein, in diesem Moment und Jetzt. Sich ganz den Fähigkeiten des Körpers überlassen, den Schlag aus sich selbst heraus geschehen lassen und nicht verhaftet sein an Bedingungen und Folgen. Es gibt keine Gewähr dafür, dass dann ein Match gewonnen wird, aber die Gewissheit ist da, sein Möglichstes getan zu haben, ohne Vorwurf an sich selbst.

Ich habe oft Freunde erlebt, die bei negativen Gefühlsausbrüchen über verschlagene Bälle auf meine Frage nach dem Warum antworteten, dass sie solche Ausbrüche benötigen, um sich zu motivieren. Erstaunlicherweise geschehen solche Ausbrüche meistens dann, wenn sie Bälle verschlagen und nicht, wenn ein Ball gut war.

Die Reaktion auf einen guten Schlag sind viel verhaltener, natürlich auch deswegen, weil unter Umständen der Ballwechsel ja noch nicht beendet ist. Ein guter Schlag wird als selbstverständlich hingenommen und bedarf keiner besonderen Emotion im Gegensatz zum Fehlschlag. lch glaube nicht, dass Gefühlsausbrüche ein gutes Mittel zur Selbstmotivation sind, denn verschlagene Bälle hinterlassen I bei den meisten Spielern die ersten Anzeichen von Versagen und nicht von Aufbau. Diese Aussagen dienen einfach nur als Alibifunktion für ihre unkontrollierten Emotionen. Hier fehlt die Fähigkeit, mit seinen Fehlern richtig umzugehen und sie zu akzeptieren. Ausnahmen gibt es natürlich auch hier, um an John Mc Enroe zu erinnern, der trotz seines Verhaltens ein Ausnahmespieler war.

Das, Verständnis für die Psychologie ist noch sehr zwiespältig, auch in diesem Bereich wird noch zu viel auf das Ergebnis abgestellt. Hat der Sportler Erfolg,war er vom Trainer gut eingestellt, versagt er, hatte der Trainer oder Spieler das falsche Konzept, dann wird die Psychologie verdammt nach dem Motto,“Ich stehe hier auf dem Platz und muss die Leistung bringen, der Psychologe kann mir dann nicht helfen.“ Das ist auch gar nicht der Sinn der Psychologie. Der Psychologe soll im mentalen Training dafür sorgen, dass der Sportler in der Lage ist, Stress und Nervosität durch entsprechende Übungen nicht nach oben kommen zu lassen. Spielen muss der Sportler immer alleine.

Um es noch einmal zu betonen, Psychologie macht aus einem Verlierer noch keinen Gewinner, aber es ermöglicht ihm, besser mit seinen Ängsten, Anspannungen und dem Stress umzugehen. Insgesamt also innerlich gelassener und ausgeglichener zu werden. Wird dies in seinem Sport verwirklicht, so ist es auch im Leben und mit seinen Mitmenschen möglich. Hier wird deutlich, dass es keine Trennung zwischen geistigem Verhalten bei Sport oder Alltag geben kann. Auch dort benötigen wir innere Ausgeglichenheit und die Fähigkeit, nicht beim geringsten Anlass in die Luft zu gehen. So wie ich mich auf dem Sportplatz gebe, so verhalte ich mich auch oft im Leben. Ein jähzorniger Sportler ist es nicht nur in seiner Sportart, sondern oft auch im Alltag. Es ist bedauerlich, dass der Psychologie in der Trainerausbildung noch nicht der Stellenwert zugemessen wird, die sie eigentlich verdient, denn letztlich kommt es bei technisch und konditionell gleichwertigen Fähigkeiten auf die Psyche an,wer im Wettkampf siegen wird.

Jetzt höre ich wieder die Gegner, die sagen werden, wenn Sportler ihren Wettkampf ohne Emotionen zu zeigen durchführen, dann fehle etwas, der ganze Wettkampf spiele sich dann nur noch auf geistiger Ebene und damit roboterhaft ab. Aber so ist es ja nicht, ich kann durchaus in der Lage sein, die technischen Fähigkeiten meines Körpers mit den mentalen Fähigkeiten des Bewusstseins zu koordinieren und hervorragende sportliche Leistungen bringen.



3. Der ideale Trainer

Welche Eigenschaften muss ein guter Trainer haben? Die wichtigsten Merkmale für einen Trainer sind Ehrlichkeit, Verständnis, Einfühlungsvermögen und Vorstellungskraft. Also Dinge, die nicht wie Technik, Kondition, Spielstärke, Theorie, Taktik .und so weiter zu erlernen sind.

Die erlernbaren Merkmale werden während der Prüfungen, denen er sich unterziehen muss, getestet. Aber die anderen kommen erst dann zum Tragen, wenn er seine Lizenz hat und er auf dem Platz die Umsetzung sucht. Ein guter (Tennis- )Trainer muss mehr Psychologe sein als alles andere. In der letzten Zeit wird der Psychologie zwar viel mehr Wert beigemessen als noch vor Jahren, doch erscheint es mir noch zu wenig. Traineraspiranten zum Psychologen auszubilden ist nicht machbar, aber es sollte möglich sein, das Interesse der Trainer stärker auf diesen Bereich zu lenken, der in seinen Möglichkeiten ungeheuer vielfältig und interessant ist. Ein interessierter Trainer wird versuchen, sich selbst weiter zu bilden.

In Übertragungen im Fernsehen wird häufig gesagt, dass eine Fußballmannschaft nach einem gefallenen Tor geschockt ist. Nachvollziehen kann ich eine solche Aussage nicht, denn der Sinn des Fußballspiels ist nun mal ein Tor zu schießen. Wenn ich das weiß, so muss ich auch damit rechnen, dass der Gegner ein Tor schießt. Ein Schock wird immer durch ein unverhofftes Ereignis ausgelöst. Ein Tor ist kein unverhofftes Ereignis und daher auch kein Grund, schockiert zu sein. Dies ist nur ein kleines Beispiel, wie durch solche Aussagen von Trainern oder Medien die Denkweise von Spielern negativ beeinflusst werden kann.

Und nicht nur das, es bietet einer Mannschaft eine gute Ausrede. Beim Tennis hingegen habe ich noch nie von einem Spieler gehört, dass er nach einem verlorenen Aufschlagspiel geschockt gewesen sei.

Da stellt sich die Frage, warum ist eine Fußballmannschaft schockiert wegen eines Rückstandes, ein Tennisspieler aber nicht ? Natürlich schaffen es auch Fußballer einen Rückstand aufzuholen, aber nur dann, wenn die „ jetzt erst recht“ Einstellung greift.

Hier beginnt schon der Einfluss der Psychologie auf die Spieler, die aber mit den richtigen Fragen angegangen werden muss.

Beim Beobachten eines Spiels, z.B.beim Tennis, kommt es doch nicht darauf an, wie. ein Spieler gerade einen Punkt gemacht oder verloren hat, sondern darum, was in einer bestimmten Situation in einem Spieler vorgeht. Wie reagiert er mental auf verschiedene Spielsituationen und Spielstände und wie geht er damit um? Konsequenz für den Trainer ist, im Training dafür zu sorgen, dass negative Reaktionen nicht dominant werden. Um das zu erreichen, muss ein Spieler versuchen, wertungsneutral zu sein.

Was passiert während eines Ballwechsels ? Der Ball wird entweder verschlagen oder für den Gegner unerreichbar gespielt. In beiden Fällen ist der Ball aus dem Spiel, aber unterschiedliche mentale Reaktionen erfolgen. Ist der Ball verschlagen, so werden in der Regel negative Assoziationen freigesetzt, die unter anderem. schon von Gallway (Das innere Spiel) beschrieben wurden. Negative Denkprozesse erzeugen Stress, und Stress führt zu mehr Fehlern bzw. Muskelverspannungen, die ein lockeres Spiel nur schwer möglich machen. Wurde ein Ball verschlagen, betrachtet ihn wertungsfrei und versucht herauszufinden, warum der Ball aus war, so können keine negativen Gedanken aufkommen.

Die Frage, ob ein Spieler sich Schuld geben muss, stellt sich gar nicht, wenn er in der Lage ist, eine Situation neutral zu betrachten. Liegt es am Gegner, der einen zu guten Ball geschlagen hat, an einem Zufall ( zum Beispiel ein Netzroller ), oder an eigenem Unvermögen. Ist letzteres der Fall, so ist dies kein Grund negative Schuldzuweisungen zu machen, es ist eine normale Analyse einer Aktion, die notwendig ist, um in der nächsten Aktion diese Schwäche zu beheben. Es ist sogar notwendig, da ansonsten eine Abstellung des Fehlers nicht möglich ist, nicht notwendig ist jedoch eine negative Reaktion in Form von Schuldzuweisungen.

Die Mehrzahl der Tennisspieler ist nicht in der Lage, einen verschlagenen Ball wertungsfrei zu betrachten, um herauszufinden, wo der Fehler lag. Statt dessen hadern sie mit sich selbst, beschimpfen sich, werfen den Schläger zu Boden und erzeugen dadurch erhöhten Frust und noch mehr Spannungen, die selten dazu führen, dass es besser wird.

Unterschiede zwischen Profis und Amateuren gibt es selbstverständlich, der Profi wird häufig besser damit fertig.

Im vielen Fällen ist das Spiel verloren. Aber selbst wenn der Fehler beim Schlag nicht festgestellt werden kann, so ist das kein Grund zur Verzweiflung, denn häufig ist die Zeit zwischen den Ballwechseln nicht lang genug, um eine genaue Diagnose zu stellen und zweitens ist sowieso nichts mehr zu ändern. Die Blickrichtung muss auf den nächsten Ballwechsel gerichtet sein, erneute Konzentration ist notwendig und nicht ein verhaftet sein an einen verschlagenen Ball. Auch die von Spielern gemachte Einteilung in gute und schlechte Bälle verzerrt die Sicht des Spieles. Ist denn ein Ball, der technisch einwandfrei gespielt wurde und zwei Zentimeter im Aus landet, ein guter oder ein schlechter Ball ? Ist ein Ball, der teilweise mit dem Rahmen getroffen wird, aber im Feld landet, ein guter Ball ??

Hier zeigt sich die fatale Einstellung vieler Tennisspieler, die jeden Ball, der nicht innerhalb der vorgegebenen Linien aufspringt, als schlecht bezeichnen. Mit Sicherheit ist er ,vom Ergebnis betrachtet, nicht als Punkt für den Spieler zu bewerten, aber unter Umständen von der Durchführung des Schlages her. Natürlich ist nach den Regeln nur ein Punkt zu vergeben, wenn der Ball über das Netz in das Feld fliegt, aber bevor der Ball aufspringt, spürt der Spieler, dass er den Ball gut getroffen hat, dies ist positiv. Geht der Ball aus, erkennt man, der Punkt ist verloren und dies ist negativ. Ein Spieler erfährt somit in einem einzigen Schlag ein positives und danach ein negatives Erlebnis. Natürlich kann ein Spieler sich über einen guten Schlag freuen und im nachhinein feststellen, dass er den Punkt trotzdem verloren hat, und dann beginnt die Analyse.

Ein wichtiger Bestandteil des Tennisfeldes sind die Linien und die Höhe des Netzes.

Die Linien sagen uns nur, ob ein Ball als Punkt zu bewerten ist. Sie sagen nicht, ob ein Schlag gut durchgeführt wurde. Das Problem der Linie ist die Endgültigkeit, die entweder Beendigung oder Weiterführung eines Ballwechsels bedeutet. Für den Spieler heißt das, wie gestalte ich mein Spiel, spiele ich nahe an die Linie mit erhöhtem Risiko, aber mit der Aussicht auf einen schnellen Punkt, oder spiele ich den Ball sicher ins Feld, ohne diese Aussicht. Je spielstärker ein Spieler ist, umso risikofreudiger wird er agieren, ohne jedoch auf die Grundregeln des Spielaufbaus im Tennis „Sicherheit,Präzision,Tempo“ und genau in dieser Reihenfolge, ganz zu verzichten.

Die meisten Hobbyspieler und Spieler aus unteren Spielklassen scheuen sich, das Risiko einzugehen, eng an die Linien zu spielen, aus Angst, der Ball könnte ausgehen. Für sie stellt sich die Linie als Dilemma dar.

Wenn ein Spieler in der Lage ist, sich vom Problem der Linien zu lösen, so landet er nicht in einem mentalen Dilemma, aus dem es selten ein Zurück gibt, es sei denn, der andere beginnt auf einmal Fehler zu machen und gerät dadurch selbst in eine Krise. Dann werden die eigenen Fehler auf einmal vergessen, er erkennt, der andere macht auch Fehler, und das eigene Spiel wird sicherer. Aber warum wird es sicherer ? Die Antwort liegt wieder im mentalen Bereich. Die innere Spannung lässt nach durch das Verhalten des Gegners. Der Punkterfolg löst innere Spannungen, die er vorher fleißig aufgebaut hat. Das, was er gelernt hat und spannungsfrei kann, lässt sich nun verwirklichen, weil er sich gedanklich von sich selbst gelöst hat. Der Körper kann nur dann das leisten, wozu er in der Lage ist, wenn das Bewusstsein ihn lässt. Da sind wir beim nächsten Problem vieler Spieler: dem Verhältnis des Körpers zum Bewusstsein. Hier wird häufig eine Unterscheidung zwischen "Ich" und "Körper" getroffen. Gallway beschreibt dies mit "Selbst 1" und "Selbst 2",dem Bestimmer und dem Macher.

Die Bewertung von gut oder schlecht erfolgt durch Selbst 1, dem Bestimmer.Selbst 2, dem Macher ist es egal,ob ein Ball aus ist oder nicht.

Gallway postuliert : Spieler reden mit sich selbst "ich rede mit mir" Frage wer ist ich und wer ist selbst ?? "ich" scheint Anweisungen zu geben und "selbst" scheint auszuführen, Gallway sagt "ich" ist bewusster Bestimmer, somit Selbst 1 und "Selbst" ist unbewusster Macher, somit Selbst 2. Gallway sagt nichts darüber aus, wer gut und schlecht ist, da Selbst 1 als Bestimmer und Beurteiler sowohl gut als auch schlecht sein kann. Das unbewusste Selbst 2 kann weder gut noch schlecht sein.

In vielen Situationen fehlt mir das Vertrauen in die Fähigkeiten meines Körpers, sodass versucht wird , dies mit Befehlen an den Körper zu kompensieren, was wiederum zu einer verstärkten Anspannung von Muskeln führt, die den Schlag nicht in der gewünschten Art und Weise zulassen. Gelingt der Schlag wieder nicht, so haben wir erneute Stresssituationen mit den bekannten Folgen.Wenn ein Spieler in der Lage ist, das Bewusstsein, durch gezielte Konzentration auf das wichtigste Objekt umzulenken, nämlich auf den Ball, so kann der Körper mit seinen Fähigkeiten alles umsetzen.Wenn ich das Bewusstsein umlenke, dann kann ich wirklich frei, gelöst und locker schlagen und habe dann nicht das Gefühl, dass nicht "Ich" spiele. Ich stehe als Gesamtkonzept auf dem Platz, mit Augen, Körper und dem Wissen, dass alles Eins ist. Um dies zu erreichen, muss, wie gesagt, ein Sinneswandel erfolgen, die Einstellung zu sich selbst sowie zum Spielfeld und zum Partner muss sich ändern. Hier sage ich bewusst nicht mehr Gegner, sondern Partner, denn nur durch ihn werde ich in die Lage versetzt, das zu leisten, was ich tatsächlich kann. Das Wort Gegner erzeugt in mir negative Assoziationen von Widerstand und Kampf, der, da es sich um Sport handelt, nicht vorhanden sein sollte. Eher ist es ein Vergleich von zwei verschiedenen Techniken und Spielauffassungen.

Häufig wird gesagt, dass ein Spieler erst den Kampf gegen sich selbst gewinnen muss, um das sportliche Ziel zu erreichen. Ich möchte dies etwas anders formulieren. Um seine persönliche Höchstleitung zu erreichen, muss ein Spieler in der Lage sein, sich selbst zu motivieren. Eigenmotivation ist auch im Tennis von großer Bedeutung, da Coaching im Regelfall nicht erlaubt ist. Zu dieser Eigenmotivation gehören natürlich auch die obigen Verhaltensweisen wie Wertungsneutralität und Analysen von verlorenen Punkten, und natürlich auch die Analyse einer angewendeten Taktik und die damit verbundenen Auswirkungen.

Die Analyse setzt ein,sobald ein Ballwechsel beendet ist,auch wenn die Zeitspanne bis zum nächsten Ballwechsel relativ gering ist. Es sind in dieser Zeit viele Dinge,die auf , einen Spieler zukommen können und verarbeitet werden müssen. Z.B. der Spielstand: ist es das erste Spiel im Satz oder steht ein „big Point“ im Tie break an oder bei möglichem Satzgewinn oder Satzverlust. Im ersten Fall ist noch alles offen und der Spieler macht sich keine großen Gedanken. Im zweiten Fall macht sich der Spieler Gedanken in taktischer Hinsicht und über den Gegner, wie ist jetzt seine Körpersprache. Dies alles geschieht schon bewusst, danach, bei Beginn des neuen Ballwechsels, sollte der Spieler wieder in die „zone“ kommen.

In der „zone“ sein bedeutet, das ein Sportler im Moment einer Leistung so fokussiert ist, dass er alles um sich herum ausblenden kann und eine Leistung erfolgt. Bei Untersuchungen derartiger Grenzerfahrungen und Gesprächen mit Leistungssportlern ergab sich, dass diese Sportler keine Erinnerung daran hatten, wie die Höchstleistung zustande kam. Auf Tennis bezogen bedeutet dies auch, dass beide Spieler in der Zone sein können, obwohl einer verliert. Es hängt also nicht vom Ergebnis ab, ob jemand in der „zone“ war oder nicht. Es hängt auch nicht von der Qualität eines Spielers ab, ob er eine Leistung in der „zone“ erbringt oder nicht. Die „zone“ ist kein Attribut, das auf Leistungsportler beschränkt ist.

Der ideale Trainer muss in der Lage sein, Ehrlichkeit dadurch zu zeigen, dass das,was er lehrt, seinem tiefsten Inneren entspricht und der Schüler dies auch spürt bzw. dass er keine Unterscheidung beim Training zwischen guten und weniger guten Spielern trifft, alle müssen für ihn gleich sein. Er muss Verständnis für die biologischen und konditionellen Bedingungen und die technischen Fähigkeiten des Schülers haben, um sich individuell darauf einstellen zu können, damit der Schüler nicht in ein bestimmtes Schema gepresst wird, das ihm keine Freude macht. Er muss Einfühlungsvermögen haben, um zu erkennen, was hinter der Stirn eines Schülers vor sich geht. Er braucht Vorstellungskraft, um die Fähigkeiten des Schülers mit der Lehrmethode in Einklang zu bringen.

Er muss die wie oben beschriebenen mentalen Probleme und Lösungsvorschläge erkennen und versuchen dem Schüler nahe zu bringen. Darüber hinaus braucht jeder Schüler individuelle Beratung und Schulung sowie das Gefühl, in vollem Umfang akzeptiert zu werden. Nur wenn der Schüler spürt, dass nicht nur der Sieg das Ziel des Sports ist, sondern die erbrachte Leistung, dann ist er ein zufriedener Sportler.



4. Trainingsmethodik und Psychologie

Die Trainingsmethodik hat sich in den letzten Jahren auch im Tennis durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse stark verändert und verbessert. Die Techniken wurden vervollkommnet, Steigerungen in konditioneller Hinsicht können gezielt vorgenommen werden. Wie und warum ein Muskel arbeitet ist bekannt. Die richtige Ernährung wird dem Spieler vorgegeben.

Auch im psychologischen Bereich wurden Fortschritte gemacht, aber hier geschieht es nur sehr langsam, weil hier keine allgemein gültigen Ergebnisse auf eine Vielzahl von Sportlern angewendet werden können. Die Psyche eines Sportlers ist individuell verschieden, und deshalb braucht jeder Sportler eine individuell unterschiedliche Unterstützung.

Beim Hochleistungssportler ist diese Unterstützung im Regelfall schon gegeben, aber nicht in den unteren Bereichen oder im Hobbysport.Was passiert mit denen, die nicht das Glück haben,von der Natur mit dem nötigen Talent ausgestattet worden zu sein oder die nicht von einem Talentsucher gefunden werden? Sie werden schnelI als Versager hingestellt und vom Trainer nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit bedacht, die sie eigentlich verdient hätten. Natürlich träumt jeder Trainer davon, das absolute Talent zu finden und bis zur Weltspitze aufzubauen. Ein ganz natürlicher Egoismus, der leicht auf Kosten derjenigen geht, die nicht so talentiert sind. Über die Methodik der Technik, über Konditions- und Theorietraining sowie medizinische und biomechanische Prozesse ist schon so viel geschrieben worden, dass ich mir hier Weiteres getrost sparen kann.Was weniger in Lehrbüchern und auf Trainerseminaren vorkommt, sind die mentalen Prozesse, ihre Auswirkungen, besonders bei niedrigem Spielniveau und bei Kindern, und wie mentales Training effektiv zu gestalten und in Spielformen zu bringen ist. Ist mentales Training notwendig ,was bringt es dem Spieler und wann wird mit dieser Art von Training begonnen ?

Fangen wir bei der Notwendigkeit an.

Im Hochleistungsbereich wie bei Hobbyspielern erleben wir immer wieder, dass während eines Spiels die Konzentration verloren geht und die Spieler nervös werden.Dies ist auch eine ganz normale Reaktion, weil kaum einer in der Lage ist,sich permanent auf etwas zu konzentrieren. Leistungssportler schaffen das mehr als Hobbyspieler.

Folge sind verschlagene Bälle, verlorene Spiele und Matches. Es sagt sich so leicht, er verliert seine Konzentration, oder im dritten Satz spielt er konzentrierter, aber was ist diese Fähigkeit der Konzentration, wie wird sie verloren und wie gewonnen ?

Unter Konzentrationsfähigkeit verstehe ich die Fähigkeit sich während eines Spiels mit allen Sinnen ( Auge,Ohr und das Gefühl ) auf die Situation einzustellen und das Bewusstsein so gut wie möglich ruhen zu lassen. Das bedeutet, einfach ausgedrückt: nicht nachdenken, sondern den Bewegungsablauf aus sich selbst heraus geschehen zu lassen, also nicht gedanklich zu beeinflussen. Schon der Gedanke: Jetzt muss ich mich konzentrieren, mach` dies und jenes, bedeutet Anspannung und somit Verbrauch von Energie, die irgendwann im Spiel verbraucht• ist. Der Körper spielt und nicht das Bewusstsein, die Einheit von ruhendem Geist und Körper muss hergestellt werden.

Ist ein Ball im Feld, so registriert das Gehirn „Ein guter Schlag“ ,ist er außerhalb, so lautet es immer: „Ein schlechter Ball“, obwohl der Schlag technisch sauber durchgeführt wurde. Passiert das mehrmals im Spiel, so wird die Anspannung durch das Bewusstsein immer größer. Jetzt erst entsteht Stress, der darin gipfelt, dass der Körper nicht mehr so frei schlagen kann, wie er es könnte. Verkrampftes Spiel durch falsche Bewertung des Bewusstseins. Resignation kann die Folge sein, aus der sich nicht immer befreit werden kann. Vielfach ist eine Verkrampfung schon beim Anfänger in der ersten Stunde vorhanden, und es ist sehr schwer, diese Verspannungen besonders im Kopf zu lösen. Das Stressverhalten bleibt natürlich auch dem Gegner nicht verborgen. Dieser erkennt durch die Körpersprache des anderen, in welcher Verfassung dieser ist. Er erkennt „Der andere ist nervös und macht Fehler, also brauche ich nur darauf zu warten, bis er mental zusammenbricht und so das Spiel verliert" .

Die Zeiträume zwischen den Ballwechseln geben dem Spieler nicht nur Zeit, bei längeren Ballwechseln den Puls zu reduzieren und die Atmung zu beruhigen, sondern auch die Körpersprache des Gegner zu beobachten.

ln dieser Situation spielt er viel freier und lockerer, weil er sich mental nicht mit sich selbst zu beschäftigen hat, sondern es freiwillig mit dem anderen macht, so dass bei ihm keine Stresssituation entsteht.

Ein Beispiel für unbewusste, aber doch richtige Aktion ist im täglichen Leben zu beobachten. Jeder geht einen Weg, ohne zu überlegen, wie er geht, man nimmt Stufen, ohne zu überlegen, wie er das machen muss, selbst unterschiedlich hohe Stufen werden ohne Probleme bewältigt. Der Körper reagiert in solchen Situationen automatisch und ohne Hilfe des Bewusstseins, dass sich mit vielen anderen Dingen beschäftigt. Diese Automatismen können auch im Tennis erreicht werden.

Eine Änderung erfolgt nur, wenn er auf einmal einige Bälle verschlägt und sein Bewusstsein anfängt, sich wieder mit sich selbst zu beschäftigen. Dann geht das ganze Spiel wieder von vorne los, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Es ist wirklich erstaunlich, dass gerade im Tennis vieles von einem einzigen Schlag abhängt bzw.von einem „guten oder schlechten“. Hieran kann man erkennen, dass die mentalen Fähigkeiten verbessert werden müssen, um das Ziel, nämlich ein konstantes Spiel und einen mit sich selbst zufriedenen Spieler, auch in der Niederlage zu erreichen. Wenn ich nach dem Spiel feststellen kann, dass ich all meine Möglichkeiten ausgeschöpft habe, dass ich mit dem, was ich geleistet habe, zufrieden sein kann, so spielt das Ergebnis nur eine untergeordnete Rolle, denn dann habe ich als Einheit gespielt und es genossen. Die Freude am Spiel muss in jeder Klasse an erster Stelle stehen, denn nur dann kann ich eine optimale Leistung bringen. Nicht nur für mich selbst, sondern auch für den Gegner und für die Zuschauer ist ein solches Spiel eine größere Freude.

Aber wie kann ich das Bewusstsein ruhen lassen, also mental richtig trainieren? Ich habe vorhin die Sinne, Auge ,Ohr und das Gefühl angesprochen. Auge und Ohr werden natürlich automatischer trainiert als das Gefühl obwohl sie meiner Meinung nach in der Wertigkeit hinter dem Gefühl anzusiedeln sind.

Wenn ein Schlag erfolgt, so kann ich diesen Schlag sehr intensiv spüren, ich fühle, ob ich den Ball gut getroffen habe oder nicht. Das heißt, das nur der betroffene Spieler spüren kann, ob der Ball richtig oder falsch getroffen wurde und somit keine andere Person dies empfinden kann.

Ich kann Körpervorlagen oder Rücklagen spüren, ich kann sogar meine ganze Konzentration auf bestimmte Muskelgruppen richten und erfahren, was sich während eines Schlages an Spannung aufbaut oder nicht. Wenn ich diese kinästhetischen Fähigkeiten meines Körpers global oder gezielt einsetze, kann ich auch unerwünschte Spannungen erfahren und versuchen, diese beim nächsten Schlag zu vermeiden.

Unter dem Begriff Kinästhetik versteht man das Studium der Bewegung und der Wahrnehmung, die wiederum aus der Bewegung entsteht, sie ist die Lehre von der Bewegungsempfindung. Sie geht zurück auf den britischen Neurologen Henry Charles Bastian, der um 1880 anregte, damit den Bewegungssinn und ein für die Verarbeitung von Bewegungsempfindungen zuständiges Gehirnareal zu bezeichnen. Die Kinästhesie, (syn. Bewegungsempfindung, kinästhetische Wahrnehmung ) basiert auf Rezeptoren in Gelenken, Muskeln ( Muskelspindeln ) und Sehnen und läuft zu großen Teilen unbewusst ab.

Kinästhetik bzw.Kinaethetics bezeichnet hingegen die Anwendung und / oder Vermittlung der Fähigkeit, durch erhöhte Achtsamkeit eine bewusstere Bewegungswahrnehmung zu erreichen. Wahrnehmungen des sogenannten kinästhetischen Sinnessystems werden systematisch als Bewegungsanalyse eingesetzt, die Muskulatur als Erfolgsorgan für adäquate ökonomische Bewegungsausführung genutzt.

Unter kinästhetischer Differenzierungsfähigkeit wird die Fähigkeit verstanden, einen Bewegungsablauf hinsichtlich seiner Qualität beurteilen und angemessen dosieren zu können. Sie ermöglicht, Bewegungen sicher, ökonomisch und genau durchzuführen und bezieht sich auf die Feinabstimmung für den ganzen Bewegungsvollzug. Das heißt, entsprechend der Situation soll eine qualitativ gute Bewegungsleistung erbracht werden. Mit zunehmender Qualitätsverbesserung bleiben unrunde und verkrampfte Bewegungsausführungen aus, eine angemessene Kraftdosierung und Zielanpassung wird erreicht.

Dies gilt ebenso auch für die Tennistechnik, die man erlernen will. Zuerst lernt man, dies geschieht durch Verstehen einer Technik und der Wiederholung. Je mehr Wiederholungen, umso automatischer wird der Ablauf.

Nur durch diese Fähigkeit bin ich in der Lage, den Schlag wirklich aus sich selbst heraus geschehen zu lassen, also unbewusst. Durch die Kinästhetik bin ich dann besser in der Lage, zu erfahren, wie der Schlag sich anfühlte.

Diese Art des Trainings kann bei jedem Spieler erfolgen, gleichgültig ob es sich dabei um Anfänger Fortgeschrittene, Turnierspieler, Kinder oder Erwachsene handelt. Nur bei Kindern ist es mit Sicherheit leichter, da die Erwachsenen erst einmal alles mit dem Verstand begreifen wollen. Sie handeln nach dem Grundsatz „Was ich verstehe, kann ich auch", und damit fängt die mentale Kontrolle über den Körper schon an.

Bewusstseinsänderung und Wertungsneutralität können die Voraussetzungen für ein noch schöneres Erleben des Tennisspiels sein. In den letzten Jahren ist mir erst selbst bewusst geworden, dass jeder Schüler seine Konzentration in erster Linie darauf richtet, wo der Ball aufspringt. Es scheint zweitrangig zu sein, wie es dazu kommt. Hauptsache, der Ball ist über dem Netz und im Feld. Das Erfolgserlebnis wird also von dem Vorhandensein einiger Linien abhängig gemacht und nicht von dem, was ich während des Schlages erlebt.

Wenn ich dann einige Punkte korrigiere, so höre ich sehr häufig den Einwand „Aber der Ball war doch im Feld", also gut. Die Bewertung wird danach getroffen, was gesehen und nicht danach, was gefühlt wird. Dadurch wird natürlich auch nicht festgestellt, ob ich den Ball zu nahe am Körper getroffen habe und/ oder vor dem Körper. Der Spieler macht sich selbst zum Sklaven der Linien und verliert im Endeffekt seine Objektivität in Bezug auf einen guten oder schlechten Schlag.

Was passiert,wenn einem Anfänger diese Bewertungskriterien einer Linie genommen werden, wenn man ihn auf einem Platz üben lässt, der kein Netz und keine Linien hat? Wie will er dann entscheiden, ob ein Schlag „gut oder schlecht“ war ? Dann bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als die Konzentration auf etwas Neues zu richten, nämlich auf sich selbst. Er kann die Konzentration ganz nach innen lenken und spüren, wie der Körper arbeitet und mit seinen Sinnen beobachten. Außerdem hat er keinen Stress, weil er kein Ziel erreichen muss.

Aber es ist für den Schüler nicht einfach festzustellen, wo eine für das Tennisspiel unerwünschte Verkrampfung vorhanden ist und wie sie beseitigt werden. Jeder Trainer sagt immer wieder, „schlag locker ", er macht es vor, und der Schüler versucht es nachzumachen. Aber er versucht es meistens mit dem denkenden Teil des Körpers, was auch ganz natürIich ist, und das verursacht noch mehr Spannungen. Wie kann man als Trainer lockeres Schlagen vermitteln? Der Trainer muss in der Lage sein, beim Schüler Muskelanspannungen zu sehen und den Schüler darauf aufmerksam machen. Das geschieht dadurch, dass 'er ihm z.B.die Aufgabe stellt, seine ganze Konzentration während eines Schlagvorganges auf das Schultergelenk zu richten, um herauszufinden, was das Gelenk im Augenblick des Schlages macht. Er soll ihm nicht vorher sagen, was passiert, der Schüler soll eine Erfahrung machen, die ihm weiterhilft. Die Schüler merken recht schnell, ob das Gelenk an den Kopf gezogen wird oder nicht. Was während eines solchen Schlages mit dem Ball passiert, ist hierbei ohne Bedeutung, wenn der Schüler nur merkt, was sich im Gelenk abspielt, egal wo der Ball landet. Der Aufschlagpunkt im Feld des Gegners ist lediglich die Konsequenz aus der Hundertstel-Sekunde des Kontaktes zwischen Ball und Schläger, und deshalb muss die Konzentration möglichst auf diesen Moment gerichtet sein. In diesem Moment entscheidet sich alles, und es ist nur spürbar durch die Entwicklung der kinästhetischen Fähigkeiten in Verbindung mit einer Bewusstseinsänderung, weg von den Markierungen und hin zum Erfahren des eigenen Körpers.

Wir befinden uns in diesem Teil ausschließlich im Bereich des Trainings. Hat der Schüler Erfahrungen hierin gefunden, so steht das nächste Trainingsziel an, das Spiel auf Ziele. Sei es ein Aufschlagfeld, der Grundlinienbereich, das Doppelfeld, oder eine Markierung. Die Möglichkeiten sind vielfältig.

Steigerung wäre Punkte für erreichte Ziele zu geben bzw. Beginn des Spiels gegen andere Spieler.

Der zweite Punkt ist das Erreichen von Wertungsneutralität. Bezogen auf Tennis bedeutet dies, dass der Schlag nicht danach beurteilt werden soll, wo der Ball aufspringt, also ob im Feld oder außerhalb. Wie oft wird festgestellt, dass ein Schlag nicht optimal getroffen wurde, er aber trotzdem im gegnerischen Feld landet und der Gegner ihn nicht mehr erreicht. Fast immer macht sich der Spieler etwas vor, ein erreichter Punkt sei ein guter Schlag, ein verschlagener Ball ein schlechter Schlag. Hier beginnt Wertungsneutralität, ich muss einen Schlag weder als gut noch schlecht bezeichnen. Ich muss nur feststellen, ob der Schlag ein Punktgewinn war oder nicht. Die bei einem glücklichen Schlag frei werdende Emotion wird trotzdem voll ausgelebt, besonders wenn es sich um sogenannte Big Points handelt. Danach habe ich bis zum nächsten Aufschlag noch genügend Zeit, um Fehler zu analysieren. Wer intensiv seine kinästhetischen Fähigkeiten trainiert, wird schon im Moment des Treffens feststellen, was mit dem Ball passieren wird, ob er aus geht oder ins Feld fliegt. Ist das Gefühl da, wirklich locker und entspannt geschlagen zu haben und der Ball ist trotzdem aus, so muss es sich um einen technischen Fehler handeln. Denn nur eine geringe Abweichung bei der Schlägeröffnung oder Führung des Schlägers nach vorne aufwärts bewirkt eine andere Flugbahn.

Die dritte Möglichkeit besteht darin, dass der Gegner einen so guten Ball geschlagen hat, dass der Spieler auf Grund einer zu späten Reaktion nicht mehr in der Lage war, die optimale Schlagposition zu erreichen. Wie auch immer, es besteht nie ein Grund, sich selbst Vorwürfe zu machen. Es gibt keine perfekten Tennisspieler, jeder wird Bälle verschlagen, aber viele betrachten solche Bälle als Fehlverhalten des Körpers und wollen ihn zur Rechenschaft ziehen.

Nur wenn der Spieler verschlagene Bälle als dazu gehörig akzeptiert, ist er in der Lage stressfreier zu spielen.

Wertungsneutralität soll nicht bedeuten, sich über einen verschlagenen Ball zu freuen und gute Bälle zu ignorieren. Das ist nur eine Verschiebung von Emotionen. Neutral beobachten heißt emotionslos zu erkennen, was bei einem verschlagenen Ball zu ändern ist.

Ich habe am eigenen Körper erfahren, dass es möglich ist und dass der Wille zum Sieg dabei nicht zu kurz kommt.Verschlagene Bälle beeinträchtigen mein Spiel nicht mehr. Ich sehe sie, akzeptiere sie, versuche etwas zu verändern und eventuelle Spannungen abzubauen. Ich verspüre weniger Stress oder Defizitmotivation, und es macht mir mehr Spaß, die Möglichkeiten des Spiels auszunutzen, ohne mich unter erhöhten Erfolgszwang setzen zu müssen, und gewinnen kann ich dabei auch noch. Dass der Spielstand eine große Rolle spielt ist unbestritten. Im ersten Spiel ist ein Fehler eben nicht so gravierend wie ein Fehler im entscheidenden Satz oder in einem tie break. Aber egal wie der Spielstand ist,wenn es möglich ist, Stress zu senken, so ist es in jeder Situation möglich und wirkungsvoll.

Aber wann soll mit dem mentalen Training begonnen werden ? Ich glaube, dass diese Art von Training schon in der ersten Trainerstunde seine Berechtigung hat, weil jeder Spieler von Anfang an beginnt zu denken.

Jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen, seine Ziele und Wünsche, die zum größten Teil durch die Erziehung und die Umwelt beeinflusst sind. Kein Mensch lässt sich gerne in diese Gedankenwelt reinreden, weil häufig geglaubt, der andere wolle an seiner Persönlichkeit etwas aussetzen. Außerdem ist der Trainer in der Anfangsphase ja auch ein Fremder. Deshalb kann es geschehen, dass sich der Schüler abkapselt oder denkt „Lass den mal reden“. Es liegt nun an den Fähigkeiten des Trainers, dem Schüler behutsam die Vorteile der Methodik von Wertungsneutralität nahezubringen, nicht nur, damit er sie versteht, sondern auch damit er sie akzeptiert und sie zu seiner Anschauung machen kann. Die Voraussetzung dafür ist aber die Bereitwilligkeit des Schülers und sein Vertrauen zum Lehrer. Der Schüler muss wollen, denn er muss später alleine spielen und alleine 'in der Lage sein, Konzentrationsdefizite zu spüren, Stresssituationen zu vermeiden, um wirklich frei spielen zu können. Denn es geht nicht, wenn das Bewusstsein immer wieder dieselben Forderungen an den• Körper stellt und Druck ausübt. Der Spieler muss von Wertungsneutralität überzeugt sein, damit er sich damit identifizieren kann.

Im Turnier ist er allein, kein Trainer weit und breit, der ihm jetzt noch helfen könnte. Er muss jetzt in dieser Sekunde bereit sein, alles was er geben kann, um zu erfahren, was die Einheit von Geist und Körper zu leisten im Stande ist.

Wenn dies geschieht, wird man wie oben beschrieben ein Erlebnis haben, das Maslow als Grenzerfahrung bezeichnet und in vielen Fällen versucht hat aufzuklären.

Wichtiger als die wissenschaftliche Erklärung erscheint mir die Tatsache, dass Grenzerfahrungen möglich sind und eine Möglichkeit gefunden werden sollte, diese zu intensivieren. Wenn eine Intensivierung durch geistiges Training der Konzentrationsfähigkeit, Bewusstseinsänderung und Wertungsneutralität dazu führen können, dass mehr Menschen solche Erfahrungen erleben können, so hätte man einen großen Schritt in Hinsicht auf eine andere Sicht des Sports gefunden. Es ist falsch zu sagen,wenn ich mein Bewusstsein anders einsetze, dann hätte ich die Leistung nicht vollbracht. Das würde bedeuten, dass nur das Bewusstsein durch Kontrolle des Körpers in der Lage ist, eine Leistung zu vollbringen, und dagegen sprechen die Aussagen derjenigen, die Grenzerfahrungen hinter sich haben. Durch anderes einsetzen des Bewusstseins erfolgt kein Identitätsverlust. Im Gegenteil,wenn das Bewusstsein ruhig ist, kann der Körper lockerer und freier agieren, somit entsteht eine bessere Koordinierung beider Komponenten ohne Konkurrenzdenken des Bewusstseins.

Beim Tennis entstehen zwischen den Ballwechseln immer Pausen, die von den Spielern falsch genutzt werden. Entweder kommen Zweifel an den eigenen Fähigkeiten auf oder Resignation, Schadenfreude, Triumph. Aber es kommt auch' vor, dass die Pausen für taktische Überlegungen genutzt werden. Aber taktische Überlegungen lassen sich nur umsetzen, wenn der Spieler noch einigermaßen mental ruhig ist. Sobald Stress oder Nervosität die Oberhand gewinnt, wird es schwierig, sich noch voll und ganz auf taktische Varianten zu konzentrieren.

Grundsätzlich versucht jeder Spieler seinem Gegner sein Spiel auf zu drängen, aber das will der Andere ja auch, somit haben wir in dieser Beziehung ein Patt.

Außerdem sind die taktischen Varianten eng an das Spielvermögen des Spielers gekoppelt.

Eine Taktik lässt sich nur umsetzen, wenn er auch die spielerischen Möglichkeiten dazu hat. Ist er darin begrenzt, so sind auch seine taktischen Möglichkeiten begrenzt. Ein Grundlinienspieler ist immer an die Taktik für diese Spielart gebunden und ein Angriffsspieler an die seinige. Lediglich ein Allroundspieler hat einen anderen Spielraum. Außerdem hängt die Taktik und die Änderung einer Taktik immer vom Gegner ab, lässt er sie zu oder nicht. Für jede Taktik gibt es auch eine Gegentaktik, und es ist äußerst anspruchsvoll, sich auf die Gegentaktik einzustellen.

Vielleicht wird auch der Wert einer Taktik überbewertet. Denn die einfachste Taktik für jede Art von Spieler ist doch, den Ball über das Netz ins Feld zu spielen und immer dahin, wo der Gegner nicht steht.

Rein rhetorisch betrachtet, handelt es sich dabei aber doch nicht um eine Taktik, sondern um den Sinn des Spiels. Wird nicht die Taktik dadurch schon im weitesten Sinne vorgegeben, wenn die Spielart eines Spielers erkennbar ist ? Handelt es sich um einen Angriffsspieler, so müssen meine Passierbälle als Defensivspieler eine gute Qualität haben, ist es ein Defensivspieler, so muss ich als Offensivspieler oder Allroundspieler versuchen, auch am Netz die Punkte zu machen.

Varianten werden auch schon vorgegeben, wenn es 'sich um zwei Angriffs- oder Verteidigungsspieler handelt. Der Raum für taktische Überlegungen erscheint mir also relativ klein. Im Profibereich werden andere taktische Überlegungen vorhanden sein, als im Amateur- und Hobbybereich. Aber zurück zu den oben erwähnten Emotionen. Pausen sollen genutzt werden, um den kleinen Bereich der Taktik abzudecken, als da wäre, nur die Seite anzuspielen, wo die Fehlerquote höher ist,welchen Schnitt ich beim Aufschlag benutze, ob ich das Spiel schneller oder langsamer mache u.s.w. Liege ich zurück, so dienen solche Überlegungen natürlich auch zur Beruhigung des Bewusstseins und der Ablenkung.

Andererseits könnte eine Selbstberuhigung erreicht werden, wenn sich auf die Atmung konzentriert wird. Je ruhiger der Atemrythmus ist, um so ruhiger werde ich. Außerdem bewirkt eine Konzentration auf den Atem auch eine Ablenkung von allen Umwelteinflüssen. Bin ich aufgeregt, so geht mein Atem schneller, und das ist ein Gefühl der Unruhe und Hast. Bin ich in der Lage, meine Atmung zu beruhigen, so bin ich auch ausgeglichener. Alleine die Konzentration auf den Atem und darauf, wie der Luft in die Lungen ein- und austritt, bewirkt Beruhigung und Ablenkung. Auf das Spiel kann ich mich nach dieser Ruhephase wieder neu und mental erfrischt konzentrieren.In diesem Moment der Konzentration auf den Atem ist das Spiel und alles andere um mich herum vergessen, die Muskeln können ebenfalls entspannen, keine Nervosität wird spürbar. Dies nenne ich ein sinnvolles Nutzen der Pausen, denn alles vorherige ist Vergangenheit, die guten und die schlechten Schläge, wichtig ist nur das Verweilen in sich selbst. Meditation auf dem Tennisplatz, sogar während des Spiels ist möglich, denn auch während der einzelnen Ballwechsel entstehen Pausen, die zur Beruhigung des Atems genutzt werden können. Danach ist nur noch der Ball wichtig und nicht das Verweilen in der Vergangenheit. lch muss jetzt und hier den Ball schlagen, was sich daraus ergibt, wird man sehen. Lebe und spiele die absolute Gegenwart und beschäftige dich nicht damit,“was passiert, wenn „. Das Gefühl, also die kinästhetischen Fähigkeiten, haben während eines Spieles genug damit zu tun, die.Signale, die der Körper bei jedem Schlag sendet, zu empfangen und zu verarbeiten

Es gibt viele Möglichkeiten, mental zu trainieren, ob es sich um autogenes Training, Tai chi, Zen Meditation, Yoga oder Bio Feedback handelt, alle Richtungen haben eins gemeinsam: Mit sich selbst befassen, die Konzentration auf den Atem richten und die Sinne nach innen lenken. Es ist falsch zu glauben, die Bedingungen beeinflussen das Spiel, es sind vielmehr die Gedanken über diese Bedingungen, die einen negativ beeinflussen. Wenn ein Spieler sich intensiv mit verschiedenen Techniken beschäftigt hat, so wird er die individuell richtige Methode herausfinden.

Letztendlich wird er feststellen, dass der Name einer Technik für das Wohlbefinden egal ist, denn eine Bewusstseinsänderung wird nicht von außen herbeigeführt, sondern durch einen selbst.

Für welchen Weg einer der oben erwähnten mentalen Techniken ein Spieler sich entscheidet ist gleichgültig. Es ist hier das Gleiche wie bei dem Verhältnis Trainer und Schüler. Der Trainer muss dem Schüler nichts beweisen, und der Schüler darf vom Trainer nicht erwarten, dass dieser ihm alle Mühen und Arbeiten abnimmt. Der Trainer zeigt den Weg und der Schüler muss ihn gehen in seiner individuellen Art und Weise. Die Güte des Trainers zeigt sich darin, ob er in der Lage ist, auf die individuellen Fähigkeiten einzugehen, den Schüler zu formen und gegebenenfalls vom Lehrbuchwissen abzuweichen und selbst neue Wege zu finden, die es dem Schüler ermöglichen, seinen eigenen Weg zu finden. Dabei halte ich Bücher, wie beispielsweise "Winning ugly" von Brad Gilbert für ein denkbar ungeeignetes Mittel, einem Interessenten neue Methoden für ein erfolgreiches Spiel in die Hand' zu geben. Hier wird propagiert, Methoden anzuwenden, die gegen die Psyche eines Mitspielers gerichtet sind, und das ist meiner Meinung nach ein unfairer Weg, weil er keinen Respekt vor dem Gegner zulässt.



5. Vom Lehren und Lernen

Als ich in die Schule kam und ein paar Jahre dabei war, da war mir das Lernen zuwider, und ich sehnte den Tag herbei, an dem ich mein Abschlusszeugnis erhalten würde. Danach ging es in der Berufsausbildung wieder los,und ich sehnte den Tag herbei, an dem meine letzte Prüfung sein würde. Als dieser Tag kam, da meinte ich, jetzt brauche ich nie wieder etwas zu lernen.

Tatsächlich, in den folgenden Jahren bis heute habe ich kein Lesebuch oder Rechenbuch mehr in die Hand genommen. Aber ich habe festgestellt, dass nach meiner letzten Prüfung das Lernen andere Namen bekam, es hieß nun "Tagung, Fortbildung, Kursus, Seminare“. Heute weiß ich, dass ich ein Leben lang lernen werde, und zwar freiwillig. Mittlerweile habe ich erkannt, dass jemand, der glaubt oder behauptet, er brauche nicht zu lernen, eigentlich zu bedauern ist. Heute weiß ich, dass diese Änderung meiner Meinung ein großes Beispiel für Bewusstseinsänderung war, und wenn es in so einem großen Rahmen möglich ist, so ist es auch in den vorher geschilderten Beispielen möglich und kein unüberwindliches Hindernis. Auch in diesen Bereichen gilt das Loslassen vom Bisherigen. Es ist so einfach und tut nicht weh, aber neue Horizonte eröffnen sich einem.

Es ist doch nur subjektive Überheblichkeit, jemanden glauben zu lassen, geistig für alles gerüstet zu sein. Das Wichtigste zu lernen wird nicht in Büchern gefunden, sondern nur in sich selbst, auf der Suche nach Wahrheit durch sein eigenes Tun. Ist mein Handeln moralisch und ethisch vertretbar, oder verletzt es die Gefühle und Vorstellungen meiner Mitmenschen und Mitspieler ? Die Notwendigkeit, bei allen Handlungen und Entscheidungen auch die Möglichkeit einer vollkommen anderen Entscheidung eines Gegenübers zu berücksichtigen, ist immer vorhanden. Der andere hat häufig eine von mir abweichende Interpretation, und dies bedeutet für mich Toleranzfähigkeit und Einfühlungsvermögen.

Wenn ich dazu in der Lage bin, komme ich zu einem objektiveren Ergebnis, ohne das Gefühl zu haben, ich vergebe mir etwas. Auch das ist Lernen, tägliches Lernen von der Umwelt und von den Menschen. Wenn ich heute eine Trainerstunde gebe, so ist es nicht nur ein Lehren, sondern auch für mich ein Lernprozess. Ich lerne von den Schülern, ich muss herausfinden, wie sie reagieren, was sie wollen und wie sie zu motivieren sind, dann kann ich meine Trainingsmethode individuell auf sie einstellen. Nur wenn der Schüler das Gefühl hat, der Lehrer will für ihn das Beste, kann ein vertrauensvolles Verhältnis aufgebaut werden. Auch die heutigen Kinder gehen nicht immer gerne in die Schule und wollen im Training lieber spielen als üben. Für sie bedeutet Lernen auch schon mal Zwang.Von der Geburt an werden sie erzogen zu lernen,von den Eltern, im Kindergarten, in der Schule und in der Berufsausbildung. Immer hören sie:“ Du lernst für dein späteres Leben". Und wenn sie dann auf den Tennisplatz kommen, sollen sie wieder lernen. lch kann gut verstehen, dass dann irgendwann die Lust fehlt, im Prinzip immer das Gleiche zu hören und auf Leistung getrimmt zu werden. Dies führt zu dem falschen Glauben, nur wer eine Leistung bringt, die besser ist als die der anderen, gilt etwas, und das führt automatisch zu Überheblichkeit und zum Einsetzen der Ellbogen. Man kann schon bei Kindern feststellen, dass die Besseren nicht oder nur ungern mit Schwächeren spielen wollen, weil sie glauben, es würde ihnen nichts bringen und keinen Spaß machen. Im günstigsten Fall wird der Schwächere in Grund und Boden gespielt, nur um die Überlegenheit des eigenen Spiels zu beweisen. Die Freude am Spiel, die auch mit Schwächeren möglich ist, fehlt zum großen Teil, nur der Sieg, und zwar 'möglichst hoch, zählt.

Leider wird auch schon in frühester Jugend das Konkurrenzdenken gefördert. Ich will nicht abstreiten, dass dies unbewusst geschieht, aber allein das Wissen darum sollte für Eltern, Lehrer und Trainer Grund genug sein, es anders zu machen oder es wenigstens zu versuchen. Und wenn es schon nicht möglich sein sollte, für den Berufsweg diese Einstellung zu vermeiden, so muss es im Sport immer möglich sein. Ein erwachsener Randalierer wird nicht durch das Erwachsensein zum Außenseiter. Die Grundlagen werden in der Jugend gelegt, wodurch deutlich wird,wie hoch die Verantwortung der Ausbilder in der psychologischen Führung von Kindern und Jugendlichen ist.Schlagworte wie Killerinstinkt oder Killerschläge haben im Sport nichts verloren, da sie vollkommen falsche Assoziationen und Aggressionen erzeugen können. Das Spiel wird zum Kampf gegeneinander und nicht zum Vergleich sportlicher und geistiger Fähigkeiten miteinander. Wie schon erwähnt, kommt eine sportliche Höchstleistung auch dann zustande, wenn es keine negativen Empfindungen für den Gegner gibt.

Leider sagen heutzutage auch einige Spitzensportlern, dass man den Gegner hassen muss, um besonders motiviert zu sein. Eine solche Einstellung finde ich bedrückend und respektlos, abgesehen davon, dass es kein gutes Licht auf die sportlichen Fähigkeiten des Spielers wirft, der sich durch solche künstlichen Emotionen aufputschen muss, um den anderen zu besiegen. Der zweite Aspekt ist aber noch schlimmer, denn welche Auswirkungen haben solche Aussprüche auf Fans und Kinder, die in diesem Sportler ihr Idol sehen? Ihm glauben sie alles, und die mühevolle Arbeit, die ein Trainer sich gibt, um die Schönheit des Sports weiterzugeben, ist dahin. Wenn ein Sportler mit solchen Aussagen die Spitze erreicht hat, dann will es der Schüler auch so machen und ignoriert, was der Trainer sagt. Auf diese Art bekommen wir dann Hunderttausende von kleinen Hassern. Aber was passiert mit denjenigen, die eben nicht das Glück und Talent haben, so weit zu kommen. Sie werden frustriert und versuchen diese Frustrationen auf andere Art und Weise zu kompensieren. Sport soll verbinden und nicht entfremden.

Deshalb ist es notwendig, die angehenden Trainer und Lehrer viel intensiver psychologisch zu schulen, um bessere Ergebnisse zu erzielen. In ihrer Hand liegt es auch, die Einstellung auf den richtigen Weg zu leiten, und dafür muss auch die Einstellung und Motivation der Lehrenden stimmen, unabhängig von der ebenso notwendigen Bewusstseinsänderung der im Hintergrund stehenden Presse, Manager und sonstigen verantwortlichen Leute, die mit dem Sport Geld verdienen.

Jeder Trainer hofft, ein großes Talent zu entdecken und an die Spitze zu bringen. Aber heutzutage ist nicht nur ein Trainer notwendig, dies zu erreichen, es benötigt viele Väter. Die Zeiten, da man im Hinterhof ein Talent aufbaut und nach 10 Jahren in der Weltspitze auftaucht, sind vorbei. Der kontinuierliche Aufbau zum Spitzensportler benötigt Zeit und noch mehr Spezialisten, und was das Wichtigste ist, eine Auslese. Jedes Leistungszentrum muss sich irgendwann unter Hunderten getesteter Spieler für einen kleinen Kreis von förderungswürdigen entscheiden. Ob die Auswahl richtig war, ist nicht vorhersehbar, denn es kann viel passieren, sowohl mit den Geförderten als auch mit den Verlierern. Keiner hat eine Garantie, dass er weit kommen wird, doch die Chancen der Verlierer ist noch geringer. Diese müssen selbst sehen, wie sie weiterkommen. Haben wir als Trainer nicht auch die Verantwortung gegenüber denjenigen Schülern, bei denen von vornherein erkennbar ist, dass sie nur wenig Talent haben? Das Training mit diesen Schülern macht genauso viel Spaß, wenn er sieht,wie sich diese Spieler bemühen, um eine für ihre Verhältnisse hervorragende Leistung bringen. Die wenig oder gar nicht talentierten Spieler sollen nicht dazu da sein, den Lebensunterhalt des Trainers zu sichern, sie haben ebenfalls Anspruch auf die volle Einsatzbereitschaft und den Willen des Trainers ihre Begeisterung zu fördern. Diskriminierung gibt es auch im Sport, und Kinder sind feinfühlig genug, um zu spüren, wenn der andere vom Trainer bevorzugt wird. Es ist nicht einfach für den Trainer, es allen Spielern Recht zu machen, sich jedem mit der gleichen Zeit und dem gleichen Einsatz zu widmen.

Der Lohn eines Trainers soll sich nicht in seinem Bankkonto oder in oberen Ranglistenplätzen seiner Spieler ausdrücken, sondern in der Zufriedenheit seiner Schüler. Gibt es etwas Schöneres als ein Kind, dass mit leuchtenden Augen zur Trainerstunde kommt und diese noch hat, wenn die Stunde vorbei ist, obwohl die Vorstellungen des Trainers nicht erfüllt wurden? Wichtiger als die Erfüllung des Plansolls ist das Eingehen auf das Kind und seine Wünsche. Das bedeutet, bis das Ziel erreicht ist, kann es unter Umständen länger dauern als vorgesehen. Im menschlichen oder psychologischen Bereich kann der Erfolg aber schon früher da sein, und dann hält er auch ein ganzes Leben. Der sportliche Ruhm dauert lediglich ein paar Jahre, und es ist nicht einzusehen, dass er schon mit 14 oder 16 Jahren beginnen muss.

Dass die Vermarktung mittlerweile schon in diesem Alter beginnt, kommt ja auch nicht von ungefähr. Mit jugendlichen Siegern kann man offensichtlich in der Werbung besser Dynamik, Kraft und Entschlossenheit verkaufen als mit 30-jährigen. Ein Wimbledonsieg mit 18 Jahren ist doch, objektiv gesehen, auch nicht mehr wert als einer mit 28 Jahren.Wie viele Beispiele gibt es von Jugendlichen, denen der Durchbruch zur Spitze nicht gelungen ist und die heute vergessen sind ? Wer kümmert sich um diese zum Teil verbitterten Sportler, die alles gaben und nun nichts mehr haben. Ob diese Sportler noch Lust haben, ihre Sportart mit Freude und nur aus Freude weiter auszuüben? Im Nachhinein werden sie sich auch die Frage nach dem Warum stellen und ihrer versäumten Kindheit und Jugend nachtrauern. Dabei hilft ihnen keiner, sie stehen wieder allein auf dem Platz des Lebens und müssen damit allein fertig werden.



„Der Unterschied zwischen einem Berg und einem Hügel liegt in deiner Perspektive.“
– Al Neuharth, US-amerikanischer Kolumnist

Der Weg des Sports

Kapitel 2

1.Leistung

Alle Sportler sind davon geprägt, jedoch bewirkt eine hohe Motivation im Leistungssport sehr häufig ein unfaires Verhalten gegenüber dem Gegner. Das Ergebnis entspricht aber nicht den tatsächlichen Leistungen des Siegers, es kommt nur zustande, weil in einem einzigen Moment der Erfolg des Gegners mit unsportlichen Mitteln verhindert wird. Wenn ein Sportler sich in diesem Moment entscheidet, den anderen auf nicht regelwidrige Weise am Erfolg zu hindern, muss etwas mit seiner Einstellung nicht stimmen.

Wenn seine Mannschaftskameraden ihn auch noch beglückwünschen, so wird er in seiner Einstellung bestärkt, dass sein falsches Handeln richtig war. Der Zweck heiligt die Mittel! Dies bedeutet aber nicht, dass der Erfolg auf Kosten der Gesundheit des anderen geht. Profisport bedeutet lediglich, dass eine Sportart zum Beruf des Ausübenden wurde, und zwar mit allen moralischen Konsequenzen.

Auch der Profisport sollte ein Vergleich der Kräfte sein und nicht ein Kampf, bei dem alles erlaubt ist. Nun könnte eingewendet werden, dass in vielen Mannschaftssportarten es nicht möglich ist, Fouls zu vermeiden. Dem stimme ich in gewissem Umfang zu, aber es geht hier um bewusste und gezielte Aktionen, einen Erfolg zu verhindern, und nicht um Übereifer oder Nichtkönnen. Ich glaube, für jeden Zuschauer kommt es vor allem darauf an, dass Profis ihre technischen Fähigkeiten so gut wie möglich darbieten, und nicht die des anderen, der sich als besser uns schneller erweist, so unfair wie möglich auszubremsen. Eine solche Motivation hat mit Sport nichts mehr zu tun, zumal viele Sünder im Nachhinein stolz erklären, sie hätten so handeln müssen, um einen Erfolg zu verhindern. Wenn der Schiedsrichter nicht abpfeift, so hat man eben Glück gehabt. „ So ist der Fußball“ heißt es dann z.B. Aber was ist mit Fairness und Anstand?

Das ist nicht der Sinn des Profisports, hier müssen die gleichen Wertmaßstäbe gelten wie in jeder anderen sozialen Situation auch.
Eine Änderung dieses Verhaltens ist aber nur möglich, wenn die geistige Einstellung sich ändert. Fatal ist nur, dass jeder ein sportlich-faires Verhalten fordert, aber es immer nur von den anderen erwartet und nicht bei sich selbst beginnt. Die Grundlage für einen wahren Sportsmann ist die richtige Schulung im Kindes- und Jugendalter durch entsprechend gut ausgebildete Trainer, die nicht nur Technik und Kondition vermitteln können, sondern auch mit den psychischen Problemen ihrer Schüler vertraut sind.



2. Schiedsrichter, Regeln und Hilfsmittel

Schneller, Höher, Weiter. Bei Sportarten, die mit Stoppuhr, Maßband und Messlatte entschieden werden, haben Schiedsrichter eine weitaus leichtere Aufgabe zu bewältigen als die Schiedsrichter, die keine derartigen Hilfsmittel zur Verfügung haben. Wer sich auf seine Augen und seine Reaktion verlassen muss, um im Bruchteil einer Sekunde eine möglichst richtige Entscheidung zu treffen, dem unterlaufen zwangsläufig Fehlentscheidungen.

Die Aufgabe eines Schiedsrichters besteht darin, darauf zu achten, dass die festgelegten Regeln eingehalten werden. In vielen Sportarten,z.B. Mannschaftssportarten, verbieten die Regeln unfaires Attackieren des Gegners, um ihn vom Ball zu trennen. Dieses Foulspiel bedeutet einen nicht erlaubten Angriff auf den Gegner.

Es gibt Unterschiede zwischen leichtem und schwerem Foul, taktischem Foul, Frustfoul und Tätlichkeiten. Auch der Ort des Fouls relativiert den Verstoß. Ist es beim Fußball im 16-Meter-Raum, so ist die Entscheidung, ob leicht oder schwer, schon von einiger Bedeutung für den Fortgang des Spiels.

Was der Schiedsrichter individuell entscheidet, kann von Außenstehenden auf Grund einer anderen Sicht• ganz anders beurteilt werden. Eine objektive Beurteilung ist oft schwierig. Meiner Meinung nach gibt es auch keine harmlosen Fouls, denn das ist ein Widerspruch in sich. Was gegen eine Spielregel verstößt, kann nicht harmlos sein, denn sonst 'wäre es ja nicht verboten.

Der einzige Unterschied bei einem Foul liegt zwischen Absicht und Überhast bzw. Ungeschicklichkeit, und diese Feststellung soll der Schiedsrichter als Unparteiischer treffen, der auch nicht die Gedanken eines Spielers lesen kann.

Die psychologische Seite bei einem Foul ist hochinteressant, und wird oft aus drei verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Der gefoulte Spieler denkt „das war ein Foul“, der Verursacher denkt „da war gar nichts“ und der Schiedsrichter urteilt „Foul“, oder nicht.

Auf die Unterstützung der Spieler kann er nicht setzen, da in den vielen Fällen jeder „Täter“ alle Schuld von sich abweist.

Die Einführung der gelben und roten Karten führte natürlich zu einer Unterscheidung nach Schwere eines Foulspieles. Dies ist auch notwendig, weil Tätlichkeiten nun einmal besonders hart bestraft werden müssen.

Dass in solchen Situationen Fehlentscheidungen getroffen werden können, ist ganz natürlich. Diejenigen, die genaue Auskunft über Absicht oder Ungeschick geben könnten, sind in solchen Situationen selten ehrlich. Wie oft sieht man im Fernsehen, wie brutal ein Spieler gefoult wurde, und im nachfolgenden Interview wird behauptet, er habe den anderen nicht berührt oder er schauspielere nur. Immer wieder ist zu sehen, dass Spieler, die gefoult wurden, vehement eine Karte fordern, wird der Täter gefoult, so wird wieder eine Karte gefordert. Andererseits kommt es auch vor, dass tatsächlich kein Foul begangen wurde und ein Spieler nur ein guter Schauspieler ist. Hier wird dann sowohl der Gegner, als auch der Schiedsrichter hintergangen mit möglichen Auswirkungen auf das Endergebnis.

In anderen Sportarten, wie Hockey, Eishockey und Tennis, gibt es den Videobeweis, der den Spielern und den Schiedsrichtern die Möglichkeit gibt, den Tatbestand aufzuklären. Warum nicht auch beim Fußball ??

Hier wird von den Funktionären behauptet, dass dies den Spielfluss unterbrechen würde. Der Spielfluss wird auch durch Verletzungen und Rudelbildungen beim Foulspiel unterbrochen. Man könnte, wie im Tennis, jeder Mannschaft 3 x pro Spiel die Möglichkeit eines Videobeweises zugestehen, bei Verlängerung noch 1 x zusätzlich.

Warum gibt der Spieler nicht zu, dass er den anderen bewusst getroffen hat, dass er das Tor mit Zuhilfenahme der Hand erzielt hat oder zumindest in Kauf genommen hat. Hier würde der Videobeweis sicher helfen. Dann würde eine WM nicht durch ein Handspiel entschieden. Im Handball gibt es Zeitstrafen und ebenfalls Karten. In den vielen Spielen, die ich verfolge, wird auch eines deutlich im Verhältnis zum Fußball. Hier wird mit viel mehr Respekt vor dem Gegner vorgegangen. Natürlich gibt es viele Fouls, aber die Spieler helfen sich auf.

Im Fußball wird es zwar auch gemacht, aber oft verdrückt sich der Täter nur um einer Karte durch den Schiedsrichter zu entgehen. Dieser kümmert sich natürlich zuerst um den verletzten Spieler und dann um den Täter.

Im Handball wird sich noch kurz nach dem Anpfiff mit dem Gegenspieler begrüßt - so viel Zeit ist da - und nach dem Spiel auch. Keine andauernden Diskussionen mit dem Schiedsrichter werden geführt, weil jeder weiß, dass es zu nichts führt. Im Fußball ist das anders, hier wird immer versucht Einfluss auf den Schiedsrichter zu nehmen, und zwar sehr häufig in einen Weise, die, gelinde gesagt, unhöflich ist.

Auch in anderen Sportarten werden die Championsleague, Weltmeisterschaften und Olympische Spiele gespielt. Auch da stehen die Spieler unter Stress, aber sie können sich wenigstens benehmen. Was macht Fußballspieler so einzigartig, dass sie die einfachsten Regeln des Anstandes in der Umkleidekabine zurücklassen, dass sie, wie bei einigen Torhütern schon gesehen, den Gegner brutal zusammentreten oder beißen; oft auch die Feldspieler ( siehe WM 2014 Suarez ). Wenn Fußball so ist, dann kann der Zuschauer wohl gerne darauf verzichten.

Derzeit wird diskutiert, ob man die Doppelbestrafung beim Fußball abschaffen soll, also Elfmeter und rote Karte. Hat dann der Spieler die Wahl, ob Elfmeter oder Karte gegeben wird? Findet außerhalb des Strafraumes ein Foul statt, wird ja auch gegebenenfalls Freistoß und Karte gegeben. Wird das dann auch geändert?

Im Handball findet regelmäßig eine Zeitstrafe und / oder der 7-Meter-Strafwurf statt, jeder weiß es und alle versuchen, sich entsprechend zu verhalten, da kommen kaum Proteste.

Der Zweck heiligt die Mittel nach dem Motto „Der andere macht es ja auch, warum soll ich als Erster anfangen, fair zu spielen. Die Motivation im Hochleistungssport ist in erster Linie Geld, Ansehen, Erfolg, dass dabei der sportliche Wert häufig auf der Strecke bleibt, wird in Kauf genommen. An der Spitze steht immer nur einer oder eine Mannschaft. Diejenigen, die um diese Position kämpfen, sind alle ungewöhnliche Talente, konditionell topfit und sollten es eigentlich nicht nötig haben, die absolute Spitze mit Hilfe von unfairen Mitteln zu erreichen. Im Gegenteil, diese Sportler strahlen mit ihrem Auftreten doch nach unten ab, in die Regionen, wo sich die Masse der weniger Begabten aufhält. Auch die Unfairness wird bei niedrigeren Spielklassen gesehen und geübt, nur nicht so vollendet wie bei den Profis,denn auch in diesem Bereich sind sie besser. Der Schiedsrichter steht immer dazwischen, egal wie er entscheidet, einer meint immer, es sei falsch. Der Begriff der Tatsachenentscheidung bedeutet nur, dass die getroffene Entscheidung unumstößlich ist und nicht, dass sie richtig ist. Leider lässt das Wort Tatsachenentscheidung und die Schiedsrichterkommission nicht zu, dass ein Schiedsrichter im Nachhinein seine Meinung ändert.

Warum eigentlich nicht? Ein Schiedsrichter muss, wie jeder andere auch, ein Recht auf Meinungsänderung haben, nicht zuletzt, um auch glaubwürdiger dazustehen. Ich habe mehr Respekt vor einem Mann, der einen Fehler offen zugibt und dazu steht, denn einem solchen Mann glaube ich auch,dass er bei der nächsten ähnlichen Situation auf dem Feld versucht, diesen Fehler nicht mehr zu machen. In jeder Situation im Berufsleben ist es möglich, seine Meinung zu ändern ,man hat ja auch viel mehr Zeit, um bessere Lösungsmöglichkeiten auszuarbeiten, nur ein Schiedsrichter darf es nicht. Einen Fehler zuzugeben bedeutet ja nicht, dass das Ergebnis geändert werden muss. Auch ein Schiedsrichter ist ein Mensch, der mental Konflikte zu verarbeiten hat. Wenn er mit seinen Fehlentscheidungen nicht mehr klar kommt, so wird er früher oder später von den Leuten, die ihn von außen beobachten und viel mehr Zeit haben, eine Situation zu analysieren, nicht mehr auf den Platz gelassen. Hat er jedoch die Möglichkeit, auch öffentlich mit seinen Fehlern umzugehen, so ist auch ein Schiedsrichter im Spiel mental gelöster und stressfreier.

Ein Profischiedsrichter würde hierbei auch keine Änderung bewirken, da auch er Fehler machen kann. Die Schiedsrichter im Amateurbereich sind meiner Meinung nach noch in einer ungleich schwierigeren Position, da ihnen noch weniger Respekt entgegen gebracht wird, als im Profibereich. Eine Änderung auch im Verhältnis Spieler/ Schiedsrichter kann eigentlich nur durch eine Bewusstseinsänderung erfolgen. Wenn die Akteure endlich lernen würden, zwischen fair und unfair zu unterscheiden, dann könnte der Schiedsrichter die Beteiligten bei einer unklaren Situation auch mal befragen, ob ein Spieler den anderen getroffen hat oder nicht, ob ein Tor mit der Hand erzielt wurde oder nicht. Ein ehrlicher Spieler gibt es zu, oder noch besser: ein ehrlicher Spieler macht es nicht.Wenn dieser Fall eintritt, dann ist der Sport auf dem Weg der Besserung und die Schiedsrichter in der Lage ihre Aufgabe zu erfüllen. Diese Haltung zu erreichen ist aber nicht nur Aufgabe des Trainers, sondern auch der Eltern.



3. Fußball und Handball

Die Verantwortung der Vereine wie auch die der Spieler für die Zuschauer ist nicht nur, dafür zu sorgen,dass keine Waffen in die Stadien kommen und dass das Spiel pünktlich angepfiffen wird. Sie müssen auch dafür sorgen, dass die Emotionen der Fans keine Nahrung erhalten.

Ein gewonnenes Spiel rechtfertigt nicht alles, weder ein schlechtes Spiel noch einen verletzten Spieler. Ich glaube, den meisten Zuschauern ist ein rassiges Spiel, das 4 : 3 egal für wen endet, lieber als ein 1 : 0 Sieg, der kein hohes Niveau hat und unter Umständen noch zahlreiche Fouls beschert.

Ein Argument, das in diesem Zusammenhang oft erwähnt wird, ist der finanzielle Aspekt. Nicht nur als Anreiz für die Spieler, wegen einer hohen Prämie gnadenlos auf den Gegner zu gehen, sondern auch aus der irrigen Überzeugung heraus, dass nur ein siegreiches Team mehr Zuschauer in die Stadien locken kann. Ich bin der Auffassung, dass ein Team, das einen glaubwürdigen, sportlichen, technisch guten Angriffsfußball zeigt, auch dann noch Zuschauer in die Stadien lockt, wenn es nicht an der Tabellenspitze steht. Der Zuschauer will ein Spiel sehen, an dem er sich erfreuen kann, ein kampfbetontes Spiel bietet dies nur selten, unter anderem auch deshalb, weil man heutzutage nur noch hört, dass Fußball in erster Linie ein Kampfspiel sei. Es irritiert mich schon, wenn ich Kommentare höre, die von Unterschieden zwischen nationaler und internationaler Härte sprechen. Dies impliziert doch, dass auf internationalem Niveau noch unfairer gespielt wird und dass dies erlaubt sein soll. Haben wir international ein anderes Regelwerk als national? Durch solche Phrasen wird Unfairness legalisiert, und das ist bedenklich.

lch möchte einmal folgende Hypothese aufstellen:

Was würde passieren, wenn alle 18 Vereine der Fußballbundesliga offensiven Fußball ohne Foulspiel, ohne Schauspielerei und ohne Schiedsrichterkritik oder Beleidigungen bieten würden.

Würde es dann nicht auch Sieger und Verlierer geben ?
Würde dann nicht auch eine Mannschaft deutscher Meister sein ?
Würden es dann vielleicht keine Schlägereien mehr geben ?
Und wenn alle Mannschaften so spielen würden, gäbe es dann keinen Weltmeister ?

Mit Sicherheit gäbe es dann auch einen Weltmeister, aber dann mit viel positiveren Auswirkungen auf den Sport bis hin zur letzten Thekenmannschaft. Denn wenn Sportlichkeit im Leistungsbereich demonstriert wird, so hat das immer Auswirkungen auf die Fans und auf diejenigen, die neu zu einer Sportart kommen.

Ein Siegertyp ist nicht der Sportler, der eine Niederlage nicht akzeptieren kann, sondern derjenige, der gelernt hat, dass Niederlagen keine Schmach für einen selbst bedeuten. Wer Niederlagen fürchtet, wird in einem Spiel auch die unsportlichen Mittel anwenden, um zu gewinnen. Diese Einstellung ist im Sport genauso falsch wie in jedem anderen Bereich.

Wenn es tatsächlich zu einer radikalen Bewusstseinsänderung kommen sollte, so hat es ausschließlich positive Auswirkungen auf das persönliche Erlebnis und das Wohlbefinden. Trotz Siegeswille und einer Leistung bis an die Grenze der Belastbarkeit kann ich doch meinen Gegenüber respektieren. Es gibt keinen Sportler, der nicht verloren hat, bevor er gewinnt. Alle machen diese Prozesse durch und jeder lernt daraus, bewusst oder unbewusst. Wie man mit einer Niederlage mental umgeht, ist wichtig für die weitere Entwicklung.

Wenn wir über Sport und Psychologie reden, so muss man Unterschiede machen in Bezug auf Mannschaftssportarten und Einzelsportarten. Der Vorteil bei Mannschaftssportarten ist der, dass die Spieler sich gegenseitig motivieren können, dass ein Spieler mal schlecht sein darf, weil es noch andere gibt, die dies kompensieren können.

Im Einzelsport geht das nicht. Da muss der Spieler alle Probleme selbst bewältigen. Besonders hart haben es meiner Meinung nach die Golfer oder Schachspieler. Nirgendwo haben die Spieler so viel Zeit, über Fehler nachzudenken und sich in schier ausweglose Stresssituationen zu manövrieren. Die Nervenanspannung, wenn ich nur Par gespielt habe, während der andere 1 unter spielte, verfolgt einen von Loch zu Loch.

Im Tennis kann ich bei der Schnelligkeit des Spiels und der Möglichkeit, dem Gegner direkt Punkte abnehmen zu können, noch einiges ausgleichen. Aber beim Golf muss alles selbst machen, der Gegner' gibt einem durch seine Leistung die Aufgabe, noch besser zu spielen. Je länger eine Sportart zeitlich dauert, um so größer wird die nervliche Anspannung und um so mehr muss der einzelne Sportler mental trainieren, um entstehenden Stress zu erkennen und zu vermeiden. Die Möglichkeiten dazu sind vielfältig, mit Sicherheit teilweise exotisch, aber keine zwingt einen dazu, sein Ego aufzugeben. Im Gegenteil, es wird angestrebt, das Ego mit dem Körper zu vereinen. Psychologisches Training beginnt nicht erst dann, wenn man ein gewisses Leistungsniveau erreicht hat, sondern in dem Moment, wo ein Mensch sich zum Sport entscheidet. Im ersten Moment, wenn noch alles neu ist, wenn der Spieler noch keine Ahnung hat, da ist die Möglichkeit noch sehr groß, den Schützling mental so zu dirigieren, dass er die Erfahrungen des Trainers und Psychologen auch annimmt.

Jedoch ist der Anfänger dann nicht dagegen gefeit, dass er später nicht doch noch in den gleichen Fehler verfällt, wie so viele vor ihm. Das wird dann der Fall sein, wenn der Trainer ihm nicht beibringt,wie er kritische Phasen durch entsprechende Techniken und Entspannungsübungen überwindet, denn wenn er ohne den Trainer ist, ob als Spitzensportler oder Amateur, muss er alleine damit fertig werden. Ein tägliches Üben auch in diesem Bereich ist notwendig, genauso wie auch alle sonstigen sportlich notwendigen Fähigkeiten immer wieder geübt werden müssen, nicht nur, um seinen Standard zu halten, sondern auch um Vervollkommnung zu erreichen. Dabei sollte auch klar sein, dass man in keiner Hinsicht sagen kann"Jetzt kann ich es", es gibt immer etwas zu verbessern, ein Endpunkt ist nie erreicht.

Ich möchte hier nun einen Vergleich zwischen zwei Mannschaftssportarten durchführen, um große Unterschiede zu vermitteln.
Bei Einwürfen, Eckstößen, Abseits und Foulspiel heben beim Fußball mindestens drei Spieler jeder Mannschaft sofort den Arm, um zu signalisieren, dass man unschuldig ist am Foul bzw. der andere Schuld hat oder dass man selbst Einwurf haben will.

Beim Handball pfeift der Schiedsrichter ein Foul, einen Einwurf oder eine Ecke, und die Mannschaften akzeptieren dies ohne Diskussionen und keiner hebt den Arm.

Ein Elfmeter wird in vielen Fällen mit einer Diskussion der Spieler begleitet, ebenso bei gelben und roten Karten, oft mit typischer Rudelbildung, aggressivem Verhalten gegen Spieler und Schiedsrichter bis hin zu Tätlichkeiten.

Ein Siebenmeter beim Handball findet immer ohne Rudelbildung und Diskussionen statt.

Kopfstöße und Ellbogenstöße sind mittlerweile beim Fußball normal. Das gab es früher gar nicht, im Handball ist ein Ellbogenstoß ebenfalls ein Teil des Spiels, aber aufgrund der Spielart auch eher zu verstehen. Beim Fußball jedoch nicht, hier wird der Ellbogen eingesetzt, um den Spieler vorsätzlich vom Ball zu trennen, oder sich einen Vorteil zu verschaffen und oft wird hierbei ein Spieler verletzt.

Foulspiel im Fußball passiert natürlich, ist jedoch ein Spieler verletzt, oder tut er nur so, sollte der Täter sich natürlich entschuldigen. Was passiert in vielen Fällen? Ein Klaps auf die Schulter oder gar nichts, das kann ich auch verstehen, da der Schutz der eigenen Person vor dem Rudel der gegnerischen Mannschaft an erster Stelle steht und man sich besser aus dem Staub macht, auch um einer gelben oder roten Karte aus dem Weg zu gehen.

Beim Handball hilft man sich, Täter und Opfer sprechen miteinander, man weiß um die Härte des Spiels, man nimmt es nicht persönlich, es gibt äußerst selten Rudelbildung. Jeder weiß, dass bei grob unsportlichem Verhalten eine rote Karte gezeigt wird, die habe ich aber in den letzten Jahren nicht gesehen, egal ob Bundesliga oder internationale Wettkämpfe.

Ein gutes Beispiel für Fairness gab es im März 2013 in der Championsleague . Der deutsche Nationaltorhüter stürmte beim Angriff des Gegners aus seinem Tor, umfasste den Gegner mit beiden Armen und riss ihn mit voller Wucht zu Boden. Was geschah, war schon unglaublich, keine Rudelbildung, keine Attacken der gegnerischen Mannschaft, aber Täter und Opfer lagen ineinander verschlugen auf dem Boden, lachten sich an und unterhielten sich. Bemerkenswerte Einstellung beider Spieler und Mannschaften.

Ich möchte nicht den Eindruck vermitteln, dass im Handball alles im grünen Bereich ist, es ist ein harter Sport mit vielen Fouls, aber der Umgang miteinander ist positiver, oder zumindest kommt es in Übertragungen so herüber.

Nun fragt man sich, was passiert in den Köpfen von Sportlern bei vergleichbaren Situationen, warum reagieren Fußballer anders als andere Sportler? Die Experten im Fernsehen reden immer von Emotionen, die ein Sportler auslebt, vom Adrenalin, das ausgeschüttet wird. Das hört sich so an, als sei die Sportler dem Adrenalin ausgeliefert, eigentlich also unschuldig.

Emotionen sind da, aber sie müssen nicht zu Lasten des Gegners gehen. Wut, Hass und Frust sind Emotionen, die auf dem Rasen nichts zu suchen haben. An vielen Spieltagen werden solche Ausbrüche sichtbar, zumindest beim Fußball ist das zu sehen, beim Handball so gut wie gar nicht. Gute und schlechte Spiele gibt es immer, aber warum gibt es mehr schlechte Fußballspiele als schlechte Handballspiele ?? Im Handball sieht man immer mindestens 50 Tore, im Fußball immer 0:0 Spiele, die auch noch schlecht sind. Spannung ist im Handball auch noch vorhanden, wenn man mit sechs oder acht Toren im Rückstand ist, im Fußball geht schon bei 0:2 die Welt unter, es wird oft kaum noch gekämpft. Obwohl es auch genügend Beispiele gibt, dass die zurück liegende Mannschaft einen derartigen Rückstand aufholen kann, wenn die sportliche Einstellung stimmt. Forderungen der Fußballer nach einer Karte für den Gegner sind schon normal, beim Handball eher nicht.

Die Frage ist, haben Fußballer anderes Adrenalin als Handballer und andere Mannschaftsspieler, haben sie mehr Adrenalin als Handballer, das sie ausschütten müssen, oder haben Handballer und andere Mannschaftsspieler einfach nur mehr Respekt vor dem Gegner und können sie mit ihren Emotionen besser umgehen? Ist die Grundausbildung im psychologischen Bereich anders oder besser, wird dem Respekt vor dem Gegner ein größerer Stellenwert beigemessen als im Fußball ? Sollte man mal mit Trainern beider Lager diskutieren.



4. Der Zuschauer

Was möchte der Zuschauer eigentlich sehen? Sportlichen Wettstreit zweier Mannschaften, natürlich viele Tore und Fair Play.

Aber was sehen wir in vielen Fußballspielen? Wenig Tore, viele Fouls, viele Unterbrechungen, viel Streit, wenig Leistung, teilweise wenig Motivation. Da lohnt sich gar kein Besuch im Stadion, da reicht eine 3-minütige Zusammenfassung in der Sportschau.

Ich möchte im Fußball „Spitze und Hacke“ sehen, auch wenn Trainer dies häufig verurteilen, aber nur dann, wenn die eigene Mannschaft zurück- liegt, nicht wenn sie 3:0 führt. Ich möchte faire Kämpfe sehen, Angriffsfußball und schöne Kombinationen.

Was ich nicht möchte, sind unfaire Spieler, Arbeitsverweigerung, Ergebnis halten. Die Zuschauer haben ein Recht auf Leistung, sie bezahlen die Spieler, sie motivieren die Spieler, sie lieben sie.

Ein gutes Beispiel für Spiele,die ich nicht sehen möchte, war die Begegnung am 1.11.14 zwischen dem HSV Hamburg und Bayer Leverkusen. In diesen 90 Minuten wurden 50 Fouls vom Schiedsrichter gepfiffen und 9 gelbe Karten verteilt. Dies bedeutet, dass statistisch ca. alle 1,5 Minuten ein Foul begangen wurde !!!

Es gibt pro Spieltag leider mehr mittelmäßige bis schlechte Spiele als gute, woran liegt das?

Ich glaube, es liegt am Siegeswillen, der vielen Mannschaften abhanden geht und das ist ein psychologisches Problem, diesen Willen zu vermitteln, und zwar in jedem Spiel neu. Das ist Aufgabe der Trainer. Aber nicht um den Preis der körperlichen Unversehrtheit der Spieler, was leider häufig zu beobachten ist. „Gras fressen“ ist nicht unbedingt der richtige Ansatz, außerdem schmeckt Gras nicht so gut. Es gibt Verteidiger, die sind in der Lage, ohne Foul auszukommen und trotzdem 90 % ihrer Zweikämpfe zu gewinnen, das ist super, das will ich sehen. Es gibt Spieler, die bekommen in 15 Spielen acht gelbe Karten, das will ich nicht sehen. Es gibt Spieler, die bekommen pro Saison zwei oder mehr rote Karten, das will ich nicht sehen. Und es gibt Spieler, die bekommen keine Karte, die will ich sehen.

Was will ich noch sehen? Tor des Monats ist eine schöne Sache, oder auch Torwartparade des Monats, was ist mit Foul des Monats, oder Schwalbe des Monats? Kann man in Zeitlupe sehr gut bewundern und dem Spieler, der den Preis erhält, auch deutlich machen, dass ein Fehlverhalten vorliegt. Vielleicht lernt er dann auch etwas dazu.

Warum ziehen Fußballer immer noch das Trikot nach einem Tor über den Kopf, gab es früher auch nicht. Die gelbe Karte ist die Folge, unter Umständen ein Spiel Sperre, mit der Folge, dass die Mannschaft beim nächsten Spiel geschwächt ist. Neulich zog sich ein Spieler auch schon die Hose aus !! Was kommt danach ??



5. Rekorde und danach?

Seit den olympischen Spielen der Neuzeit sind Tabellen und Statistiken über Rekorde erstellt worden. Am Rekord ist ablesbar, wer der Beste in seiner Disziplin ist.

Durch verbesserte Technik, Kondition und Trainingsmethoden wurden regelmäßig auch die Rekorde verbessert, und ein Ende ist noch nicht in Sicht,wenn in einigen Bereichen auch schon in tausendstel Sekunden gemessen werden muss. Absehbar ist jedoch, dass irgendwann die Grenzen sichtbar zu Tage treten.

Worin besteht dann der Reiz des Sports? Nach der heutigen Auffassung wird der Sport nur durch Rekorde interessant. Werden in Zukunft dann Mittel, die heute noch auf der Dopingliste stehen, dafür sorgen müssen, dass Rekorde weiter aufgestellt werden können? Oder werden Mittel hergestellt, die leistungssteigernd sind, aber keine gesundheitlichen Schäden verursachen? Oder ist dann die Gentechnik in der Lage, Gene so zu verändern, dass ein Supersportler geboren wird? Wäre das dann Doping oder nicht?

Dies sind Fragen, die wohl in den nächsten dreißig Jahren auf uns zukommen werden, und ich glaube, dass auch schon heute einige Leute sich Gedanken darüber machen. Unter Umständen werden vielleicht schon heute entsprechende Versuche gemacht. Das dies nicht gut für den Sport wäre, ist klar, aber Sport ist heutzutage auch ein gutes Geschäft, und gute Geschäfte werden nur mit außergewöhnlichen Leistungen gemacht. Der Spitzensport kommt ohne Kommerz nicht mehr aus, und grundsätzlich ist es ja auch nicht verwerflich, mit dem Sport Geld zu verdienen.

Verwerflich ist es erst dann, wenn Manager, Trainer und Sportler das Geld verdienen über den Sport stellen und dabei zweitklassige Sportler gesundheitlich gefährden, indem sie ihnen leistungssteigernde Mittel verkaufen. Die dann erzielte Leistung ist nur auf chemischer Basis erreicht und daher kein objektives Ergebnis.

Das Gleiche gilt natürlich auch für sportliche Handlungen, die während eines Spiels getätigt werden, aber die körperliche Gesundheit eines Gegenüber beeinträchtigen. In einem Wettkampf sollte nicht die Behauptung aufgestellt werden, es sei das Risiko des Anderen, wenn er in einem Zweikampf verletzt wird. Meiner Meinung nach hat jeder Sportler in einer Mannschaftsportart auch eine Verantwortung gegenüber der Gesundheit des Gegners. Die zunehmende Verrohung in einigen Sportarten bleibt ja nicht auf die Spitze beschränkt, sie setzt sich ja bis in die unteren Klassen fort.

Die Aufgabe der Trainer und Ausbilder muss also nicht nur auf das Leistungsprinzip, sondern auch auf das Verantwortungsgefühl ausgerichtet sein.